Forschung
Schwerpunkte
Dissertationsprojekt: „Das Tor zur Freiheit“. Kriegsfolgenbewältigung, Erinnerungspolitik und humanitärer Anspruch im Lager Friedland (1945-1980)
Am Beispiel des Grenzdurchgangslagers Friedland beleuchtet das Dissertationsprojekt die Wechselwirkungen zwischen den vielfältigen erinnerungspolitischen Diskursen und spezifischen Aufnahmeprozessen in der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft.
In Friedland wurden vor allem jene Gruppen betreut und registriert, die die westlichen Besatzungszonen und später die Bundesrepublik in unmittelbarer und mittelbarer Folge der nationalsozialistischen Kriegs- und Rassenpolitik des Zweiten Weltkrieges als Deutsche aufnahm. Als symbolisch und politisch stark aufgeladenes „Tor zur Freiheit“ entwickelte sich Friedland darüber hinaus zu einem Kristallisationspunkt öffentlicher Aufmerksamkeit. Hier entzündeteten sich nicht erst seit der Aufnahme der „letzten Heimkehrer“ aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft vielfältige erinnerungskulturelle Debatten, in denen zahlreiche Akteure um Deutungshoheit rangen und versuchten, sich Gehör zu verschaffen. Diese Debatten prägten ihrerseits die Bedingungen der Aufnahme im Lager und in der Nachkriegsgesellschaft insgesamt. Indem der Erinnerungsort Friedland und die Praktiken der Aufnahme gemeinsam untersucht werden, läßt sich besser als bisher verstehen, wie und von wem Aufnahme, Integration und Identität, dErinnerung, politische Inszenierung und öffentliches Gedenken in der Bundesrepublik mitgestaltet wuren und in welchem Spannungsverhältnis diese Felder untereinander standen.
Publikationen
- Zwischen Aufnahme, Kontrolle und Gefährdung. „Mädchenhandel“ und Sittlichkeitsdiskurse im Umfeld des Jugendauffanglagers Westertimke, in: Deutschland Archiv Online, 10. Mai 2013, Permalink: http://www.bpb.de/159420
- Identity, Memory and Belonging. The Friedland Transit Camp and the Process of Admission to Post-War Germany, in: Martin Tamcke/Janny de Jong/Lars Klein/Margriet van der Waal (ed.), Europe - Space for Transcultural Existence?, Göttingen 2013, S. 271-284.
- Das Lager Friedland als „Tor zur Freiheit“. Vom Erinnerungsort zum Symbol bundesdeutscher Humanität, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 84 (2012), S. 97-122.