Morphologie - äußere Merkmale



Beginnen soll die Beschreibung mit einem Zitat von Robert Buser, einem Schweizer Weidenspezialisten des vergangenen Jahrhunderts: 'Kein einziges Merkmal ist bei den Weiden so wenig variabel, dass ihm ein absoluter Wert zugestanden werden könnte.' Aufgrund der hohen Artenanzahl, der teilweise geringen Diversität mancher Pflanzenteile und der einfachen Möglichkeit zur Kreuzung innerhalb der Gattung sind die Weiden schwer bestimmbar. Es besteht Verwechslungsgefahr mit dem Bastard Salix x rubens, einer Kreuzung aus Salix alba und Salix fragilis. Zudem kann die äußere Erscheinung auch durch Umwelteinflüsse wie z.B. das Bodenklima oder Verbiss durch Wild variieren (Lautenschlager-Fleury, 1994).



Habitus - Gesamterscheinung



Die Silberweide ist ein aufrechter Baum, und mit bis zu 35 Metern Höhe die größte aller Weiden (Abb. 2). Je nach Standort kann ein gerader Stamm mit mächtiger Krone entwickelt werden, der oft tief beastet ist (Roloff, 1999). Die Äste sind häufig überhängend und ziemlich biegsam. Aufgrund der historischen Nutzung sieht man allerdings auch vielmals die Form der Kopfweide, die durch das periodische Schneiden junger Äste ein gedrungenes Aussehen erhält und u.a. häufig am Niederrhein zu finden ist (Abb. 3).


Salix alba Habitus
Abb. 2: Baumweide (Foto: Martin Willemsen)

Kopfweide
Abb. 3: Kopfweide (Foto: Günter Meerkamp)



Blätter und Knospen



Als zu den Schmalblattweiden zugehörig verfügt die Silberweide über schmal-lanzettliche, zugespitzte Blätter mit einer Länge von bis zu 10 cm und einer Breite bis etwa 2 cm (Abb. 4). Dieses enge Längen-Breiten-Verhältnis stellt eine optimale Anpassung an den Lebensraum dar, sodass Schäden durch den Strömungsdruck bei Überschwemmungen vermindert werden können (Türk, 1999). Oberseits sind die Blätter dunkelgrün, unterseits etwas heller, was in Kombination mit der Behaarung als heller Schimmer erscheint. Während der Vegetationsperiode sind beide Seiten behaart, nur die Oberseite verkahlt im Herbst. Der Rand ist gezahnt und auf den Zahnspitzen sitzen Drüsen. Der Stiel ist ca. 5 mm lang, kann kahl oder behaart sein und verfügt über einige charakteristische Petiolardrüsen, die für die eindeutige Bestimmung hilfreich sein können (Lautenschlager-Fleury, 1994).

Blätter Salix alba
Abb. 4: Blätter der Silberweide (Foto: Martin Willemsen)



Blätter der Silberweide



Die Knospen (Abb. 5) besitzen nur eine Knospenschuppe, sind grau bis hellbraun und behaart. Die Blütenknospen sind deutlich größer als die Blattknospen. Vor allem junge Triebe haben eine gelblich-braune Färbung und können, zusammen mit den eng anliegenden Knospen, als ein relativ einfaches Bestimmungsmerkmal der Weiden genutzt werden (Lautenschlager-Fleury, 1994).


Salix alba Knospen
Abb.5: Knospen der Silberweide (Foto: Martin Willemsen)



Blüten und Früchte



Alle Weiden sind zweihäusig, das heißt jede Pflanze besitzt entweder nur männliche oder nur weibliche Blüten (Abb. 6-8). Man spricht hier auch von Blütenkätzchen, da viele Einzelblüten um eine Achse herum wachsen und so zu einem weichen Äußeren führen. Männliche Blüten sind gelb und haben zwei Staubbeutel, weibliche Blüten sind grün, haben einen viernarbigen Fruchtknoten und eine Nektardrüse. Bunte Blütenblätter besitzt die Silberweide nicht (Roloff, 1999).
Bei der Frucht handelt es sich um eine längliche, zweiklappige Kapselfrucht. In ihrem Innern befinden sich sehr viele behaarte Samen. Durch ihr geringes Gewicht und die feinen Haare lassen sie sich besonders gut durch den Wind, aber auch von der Strömung des Wassers verbreiten (Lautenschlager-Fleury, 1994).


Salix alba Blüten
Abb. 6: männliche und weibliche Blüten schematische Darstellung (Martin Willemsen)

Salix alba männl. Blüte
Abb. 7: männlicher Blütenstand (Foto: Werner Mühlen)

Salix alba weibl. Blüte
Abb. 8: weiblicher Blütenstand (Foto: www.Baumkunde.de)



Rinde und Borke



Die Rinde junger und alter Silberweiden unterscheidet sich sehr (Abb. 9). Während sie bei jungen Bäumen noch glatt und relativ hell ist, wird in späteren Jahren eine dicke Borke gebildet, die in Längsrichtung gefurcht und relativ hell ist. Außerdem ist in der Rinde der Wirkstoff Salicin enthalten.


salix alba Rinde jung und alt
Abb. 9: Rinde der Silberweide (Foto: Martin Willemsen)