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Press release: Kometeneinschlag, Treibhauseffekt und verpfuschte Experimente der Gentechniker

Nr. 269/2004 - 28.09.2004

Tagung des Instituts für Wissenschaftsgeschichte beschäftigt sich mit Weltuntergangsszenarien
(pug) Weltuntergangsszenarien in historischer Perspektive und ihre Wahrnehmung in der Gegenwart stehen im Mittelpunkt einer internationalen Tagung, zu der das Institut für Wissenschaftsgeschichte der Georg-August-Universität vom 7. bis 9. Oktober 2004 einlädt. Der Direktor des Instituts, Prof. Dr. Nicolaas A. Rupke: „Die Angst vor einem Weltuntergang nimmt zu, wenn soziopolitische Umbrüche mit neuen Entwicklungen in den Naturwissenschaften zusammentreffen. Dabei stellt sich die Frage, bis zu welchem Grad wissenschaftliche Katastrophenliteratur Teil eines gesteigerten Interesses ist, das zugleich aus Politik, Religion und geschichtlichen Vorstellungen gespeist wird.“ Zu der Veranstaltung mit dem Titel „Doomsday science - then and now“ werden rund 40 Historiker, Rechtswissenschaftler, Soziologen und Theologen in Göttingen erwartet. Zur Eröffnung der Tagung am Donnerstag, 7. Oktober 2004, um 17 Uhr in der Paulinerkirche (Papendiek 14) spricht der Göttinger Neurobiologe Prof. Dr. Norbert Elsner im Namen des Universitäts-Präsidenten. In dem anschließenden Vortrag des Politikers und Wissenschaftlers Sir Crispin Tickell aus Oxford (Großbritannien) wird es um „Doomsday sciences and world affairs“ gehen.
In den vergangenen Jahren hat es nach den Worten von Prof. Rupke eine Zunahme von Studien und Literatur zum doomsday - dem Weltuntergang - gegeben. „Die Gefahr eines großen Kometen- oder Asteroideneinschlags, der Treibhauseffekt und der Anstieg des Meeresspiegels haben die Angst vor dem möglichen Ende der menschlichen Zivilisation vergrößert. Die Furcht vor einem atomaren Armageddon mag zwar geringer geworden sein, doch wurde sie abgelöst von der Sorge über eine globale Zerstörung, ausgelöst zum Beispiel durch verpfuschte Experimente der Gentechniker“, sagt der Göttinger Wissenschaftshistoriker. Wie Prof. Rupke in diesem Zusammenhang erläutert, gibt es „eine Geschichte der Katastrophenvorhersagen, und in der Naturwissenschaft der westlichen Welt waren solche Vorhersagen besonders in der früh-modernen Epoche vorherrschend“. Vor dem Hintergrund der historischen Entwicklung lasse sich auch das Verständnis über Weltuntergangsszenarien in der heutigen Gesellschaft vertiefen.
Die Tagungsteilnehmer werden sich aus drei unterschiedlichen Blickwinkeln mit dem Thema „Weltuntergang“ befassen. Die erste Gruppe widmet sich aktuellen Risikostudien und fragt, welche einschlägigen Faktoren bekannt sind und wie diese der Öffentlichkeit vermittelt werden. Die zweite Gruppe betrachtet die Geschichte der „doomsday science“ in den vergangenen drei Jahrhunderten und beschäftigt sich mit früh-modernen Weltuntergangs-Theorien unter dem Einfluss des Glaubens an eine vergangene Sintflut und einen zukünftigen Weltenbrand. Sie wird sich dabei auch mit der Frage befassen, warum die Naturwissenschaften der viktorianischen Epoche den Weltuntergangs-Diskurs als unwissenschaftlich ablehnten und wie im Verlauf des 20. Jahrhunderts ein „Neo-Kathastrophismus“ aufleben konnte. Die dritte Gruppe greift die Katastrophen-Studien der letzten Jahre aus den verschiedenen Fachrichtungen, insbesondere aus der Umweltgeschichte, auf und beschäftigt sich mit den Reaktionen der Öffentlichkeit und der Naturwissenschaften auf vergangene Naturkatastrophen wie große Erdbeben und Seuchen und deren mögliche Bedeutung als Vorboten endgültiger Vernichtung. Volks- und Massenpsychologie, die sprachliche Darstellung des „Endes der Welt“ in der Science Fiction-Literatur und die Visualisierung globaler Zerstörung in Zeichnungen oder Gemälden sind Aspekte dieser dritten Kategorie von Untersuchungen.
Das Tagungsprogramm kann im Internet unter der Adresse www.gwdg.de/~uhwg/doomsday-conference.html abgerufen werden.
Hinweis an die Redaktionen:
Die Tagung „Doomsday science - then and now“, zu der das Institut für Wissenschaftsgeschichte der Universität Göttingen einlädt, wird am Donnerstag (7. Oktober 2004) mit einer öffentlichen Veranstaltung in der Paulinerkirche eröffnet und am Freitag und Sonnabend (8. und 9. Oktober 2004) im Hotel Gebhards, Goethealle 22 - 23, fortgesetzt.
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Nicolaas A. Rupke
Georg-August-Universität Göttingen
Philosophische Fakultät
Institut für Wissenschaftsgeschichte
Papendiek 16, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-9467, Fax (0551) 39-9748
e-mail: nrupke@gwdg.de
Internet: www.gwdg.de/~uhwg