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Press release: DFG fördert zwei neue Göttinger Graduiertenkollegs mit 3,25 Millionen Euro
Nr. 299/2004 - 18.10.2004
Forschungsprogramme für Doktoranden: Biodiversität und Generationengeschichte
(pug) Die Universität Göttingen richtet mit finanzieller Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zwei neue Graduiertenkollegs ein. Dafür stellt die DFG rund 3,25 Millionen Euro zur Verfügung. So wird das Kolleg „Generationengeschichte. Generationelle Dynamik und historischer Wandel im 19. und 20. Jahrhundert“ für viereinhalb Jahren mit 1,7 Millionen Euro gefördert. Das Kolleg „Die Bedeutung der Biodiversität für Stoffkreisläufe und biotische Interaktionen in temperaten Laubwäldern“ erhält für diesen Zeitraum 1,55 Millionen Euro. Die beiden Forschungs- und Studienprogramme für Doktoranden werden bis Mitte des kommenden Jahres ihre Arbeit aufnehmen. Damit fördert die DFG 2005 an der Georg-August-Universität insgesamt 17 Einrichtungen dieser Art. Neben den zwei Göttinger Graduiertenkollegs hat der Bewilligungsausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Oktober weitere 21 neue Kollegs aus 66 Anträgen zur Förderung ausgewählt.
Im Mittelpunkt des interdisziplinären Graduiertenkollegs „Biodiversität“ steht die Analyse der Beziehungen zwischen Artenvielfalt und Ökosystemfunktionen. „Anders als bei Grünland konnte diese in den vergangenen Jahren intensiv diskutierte Fragestellung für Wälder bislang nicht befriedigend beantwortet werden. Ein tieferes Verständnis der Diversitäts-Funktions-Beziehung ist aber notwendig, weil die mitteleuropäische Forstwirtschaft großflächig Rein- und Mischbestände umbaut, ohne dass die Konsequenzen für die Funktionen des Ökosystems hinreichend bekannt wären“, erläutert Prof. Dr. Christoph Leuschner, Sprecher des Kollegs und Leiter der Abteilung Ökologie und Ökosystemforschung. So werden die Teilnehmer des Graduiertenkollegs die funktionale Bedeutung der Baumartenvielfalt in unterschiedlich artenreichen Laubwäldern des Nationalparkes Hainich (Thüringen) untersuchen. Forschungsaspekte sind dabei unter anderem Produktivität und Kohlenstoff-Bindung, Nährstoff- und Wasserumsatz, Grundwasserspende und Nitrataustrag. Einen innovativen Schwerpunkt bildet die Baumkronenforschung, für die ein Hubwagen eingesetzt wird.
An dem neuen Graduiertenkolleg sind Biologen sowie Forst- und Agrarwissenschaftler beteiligt, die im Göttinger Zentrum für Biodiversitätsforschung und im Forschungszentrum Waldökosysteme zusammengeschlossen sind. In Forschung und Lehre ist auch eine Abteilung des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie in Jena integriert. Das Graduiertenkolleg soll 14 Promotions-, ein Postdoktoranden- und drei Qualifizierungsstipendien sowie sechs extern finanzierte Doktorandenstellen umfassen. „Ziel des Kollegs ist es, international konkurrenzfähige Experten im Bereich der Diversitäts-Funktions-Problematik mit einem breiten biologisch-ökologischen, forstwissenschaftlichen und umweltökonomischen Hintergrund auszubilden“, betont Prof. Leuschner. „Die Kollegiaten werden in PhD-Committees intensiv betreut. Die Einbettung des Kollegs in den neuen englischsprachigen Promotionsstudiengang Biologische Diversität und Ökologie garantiert Internationalität und ermöglicht Synergien.“
Das Graduiertenkolleg „Generationengeschichte“ will eine neue Perspektive auf die Grundfragen der historischen Erfahrungsbildung in der Moderne eröffnen. „Mit der demographischen Gefährdung des Generationenvertrages und einer immer schnelleren Abfolge von Generationsstilen in der Kulturindustrie stellt sich die Frage nach der Rolle, die Generationen in der kulturellen Identitätspolitik, der künstlerischen Stilbildung und der ökonomischen Ressourcenverteilung sowie bei politischen Konfliktsituationen und historischer Tradierung spielen“, so der Sprecher des Kollgs, der Historiker Prof. Dr. Bernd Weisbrod vom Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte. Ziel der Arbeit im Graduiertenkolleg ist es, Elemente der Sozialisations- und der Sozialstaatsforschung, der politischen Konflikt- und Revolutionsforschung, der literarischen Stilforschung, der empirischen Kulturforschung und der Gedächtnisforschung zu einem intergralen Ansatz für „generation studies“ in den historischen Kultur- und Sozialwissenschaften zu verbinden. Prof. Weisbrod: „Die geschichtlichen Prozesse der Generationenbildung werden spezifisch nationale Stilisierungen des Generationenerlebnisses erkennen lassen; sie werden aber auch auf gemeinsame Grundlagen der Erfahrungsbildung von europäischen Generationen aufmerksam machen.“
Das Forschungs- und Studienprogramm wird neben dem Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte von Wissenschaftlern aus der Soziologie, der Deutschen Philologie, der Wissenschaftsgeschichte, der Kulturanthropologie und Europäischen Ethnologie, der Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie der Pädagogik getragen. Es umfasst Seminare, Kolloquien und Workshops sowie insbesondere internationale Summer Schools. Nach Angaben von Prof. Weisbrod sollen im Rahmen des Gradiertenkollegs 16 Stipendien für Doktoranden und eine Postdoktorandenstelle eingerichtet werden. Hinzu kommen vier weitere Graduierte als assoziierte Mitglieder. Dabei bieten die am Max-Planck-Institut für Geschichte angesiedelte Mission Historique Française en Allemagne, das British Centre for Historical Research in Germany und die Polnische Historische Mission auch die Möglichkeit, ausländische Doktoranden für das Graduiertenkolleg zu gewinnen.
Kontaktadressen:
Prof. Dr. Christoph Leuschner
Georg-August-Universität Göttingen
Biologische Fakultät
Albrecht-von-Haller-Institut für Pflanzenwissenschaften
Untere Karspüle 2, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-5718, Fax (0551) 39-5701
e-mail: cleusch@gwdg.de
Internet: www.gwdg.de/~botanik/oekologie/oekologie.htm
Prof. Dr. Bernd Weisbrod
Georg-August-Universität Göttingen
Philosophische Fakultät
Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte
Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-4664, Fax (0551) 39-4632
e-mail: bweisbr@gwdg.de
Internet: www.gwdg.de/~smnghome/weisbord/Homepage.htm