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Press release: Ehrendoktorwürde für den chilenischen Filmregisseur Claudio Sapiaín
Nr. 234/2006 - 10.07.2006
Göttinger Philosophische Fakultät würdigt Schaffen auf dem Gebiet der Dokumentarfilme
(pug) Der chilenische Filmregisseur Claudio Sapiaín erhält die Ehrendoktorwürde der Göttinger Philosophischen Fakultät. Die Fakultät würdigt damit sein Schaffen auf dem Gebiet der Dokumentarfilme, die einen „ungewöhnlichen und wegweisenden Beitrag zur visuellen Anthropologie und zur Erinnerungsarbeit mit dem Medium Film“ darstellen. Seine Arbeiten, die unter anderem eine „sehr persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema Exil“ bieten, seien auch von Bedeutung für eine der Aufklärung verpflichtete Geschichtsforschung in Zeiten wachsender globaler Verflechtung, heißt es in der Begründung zur Verleihung dieser Auszeichnung. Claudio Sapiaín ist Professor für Medienpädagogik an der Universidad de Los Lagos, einer Partnerhochschule der Georg-August-Universität. Die Ehrung soll schließlich zur Festigung der langjährigen Kontakte insbesondere zwischen dem Seminar für Romanische Philologie und den medienbezogenen Studiengängen der südchilenischen Universität beitragen, betont der Dekan der Philosophischen Fakultät, Prof. Dr. Eberhard Winkler. Die Urkunde wird im Rahmen einer Akademischen Festveranstaltung mit Promotionsfeier am Sonnabend, 15. Juli 2006, übergeben. Sie findet in der Aula am Wilhelmsplatz statt und beginnt um 17.00 Uhr.
Claudio Sapiaín, 1948 in Santiago de Chile geboren, begann zunächst ein Studium der Elektrotechnik, ließ sich dann jedoch an der Universidad de Chile in Valparaíso zum Regisseur ausbilden. Die ersten praktischen Arbeiten entstanden von 1968 an. Der Film „Escuela Santa María de Iquique“ (1970) dokumentiert ein Massaker an Salpeterarbeitern im Jahr 1907, das mehr als 1.000 Menschen das Leben kostete. Sapiaíns zeitgeschichtliche Sendungen, die zwischen 1971 und 1973 im chilenischen Fernsehen zu sehen waren, wurden nach dem Putsch 1973 durch die Militärregierung vernichtet. Claudio Sapiaín emigrierte 1974 nach Schweden. Seine in den folgenden Jahren produzierten Kurz-, Spiel- und Dokumentarfilme für das schwedische Fernsehen setzen sich vor allem mit der Bewahrung der chilenischen Zivilkultur und den Schwierigkeiten der Integration in eine fremde Kultur auseinander. Am Dramatiska Institutet in Stockholm absolvierte er eine Fortbildung in den Bereichen Bildkomposition, filmische Dramaturgie und Schauerspielerführung und lehrte dort zum Thema „Kino und Dritte Welt“.
Nach der Rückkehr nach Chile im Jahr 1985 folgten Lehrtätigkeiten an verschiedenen staatlichen und privaten Hochschulen, Arbeiten für Fernsehen und Theater sowie unter anderem auch die Produktion von Videofilmen für die „Nationale Aidskommission“. Die Dokumentarfilme „Sie waren ein paar Leute aus Chile“ (1985 bis 1987) und „Noch einmal mein Land“ (1986 bis 1989) thematisieren in Fortsetzung und Umkehrung der Exilperspektive die Rückkehr in ein fremd gewordenes Heimatland, das um seine Freiheit kämpft. Mit dem Spielfilm „Der Mann, der phantasierte“ (1997/98) war der Regisseur und Drehbuchautor auch im Ausland erfolgreich. Seit 2003 lehrt Claudio Sapiaín an der Universidad de Los Lagos und koordiniert am Campus Puerto Montt den Studiengang „Pädagogik der Bildenden Künste“ mit dem Schwerpunkt Kino und Fernsehen. Mit staatlicher Förderung arbeitet er seit 2004 zudem an einem Filmprojekt zu traditioneller Gemeinschaftsarbeit in Südchile.
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Sven Grünewald
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