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Press release: Landwirtschaftliches Preiskartell kein sinnvolles Instrument der Agrarpolitik
Nr. 118/2008 - 28.05.2008
Göttinger Agrarökonomen beziehen Stellung zum aktuellen Milchstreik in Deutschland
(pug) „Durch ein Preiskartell höhere Preise durchsetzen zu wollen, ist in einer Marktwirtschaft wettbewerbspolitisch problematisch und wettbewerbsrechtlich unzulässig“, sagt Prof. Dr. Bernhard Brümmer vom Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung der Universität Göttingen. Damit bezieht er Stellung zu den aktuellen Aktionen und Forderungen von Landwirten in Deutschland, die mit einem Streik den Druck auf Molkereien und den Lebensmittelhandel politisch erhöhen wollen. Auch in der Milcherzeugung solle der Marktpreis als Signal für die relativen Knappheiten dienen und nicht auf ein beliebiges Niveau festgelegt werden, so Prof. Brümmer, der an der Fakultät für Agrarwissenschaften die Abteilung Landwirtschaftliche Marktlehre leitet. Er könne die Sorgen vieler Landwirte gut verstehen. „Aber nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in vielen anderen Branchen müssen beim Strukturwandel Anbieter aufgeben.“
Die Göttinger Agrarökonomen plädieren für die Gewährung direkter Zulagen, um kleine, heute nicht wettbewerbsfähige Landwirtschaftsbetriebe zu fördern. „Wir befürworten damit auch den Weg, den die Europäische Union in den vergangenen 15 Jahren begonnen hat: Ihre Agrarsubventionen stellt sie schrittweise von Preisstützungen auf Direktzahlungen und Zulagen für spezielle Umweltleistungen um“, erläutert Prof. Dr. Stephan von Cramon-Taubadel.
Langfristig könne ein Streik nicht erfolgreich sein, weil nicht alle Molkereien denselben Mindestpreis an Landwirte bezahlen können, ergänzt der Leiter der Abteilung Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte, Prof. Dr. Achim Spiller. „Es gibt Molkereien, die nur Standardware wie Milchpulver und Butter für den internationalen Markt produzieren. Sie sind extrem vom Weltmarkt abhängig, können dort aber derzeit nur niedrige Preise erzielen. Die von den deutschen Landwirten derzeit geforderten 43 Cent pro Liter Milch können diese Molkereien daher dauerhaft nicht zahlen. Andere dagegen erzeugen bekannte Spezialitäten oder Marken, die sie hauptsächlich auf dem deutschen oder europäischen Markt verkaufen. Diese Molkereien bezahlen schon jetzt annähernd den von den Landwirten geforderten Preis“.
Hintergrundinformationen zur aktuellen Debatte haben die Göttinger Agrarökonomen im Internet unter der Adresse www.uni-goettingen.de/de/84615.html zur Verfügung gestellt.
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Achim Spiller, Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Agrarwissenschaften – Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung
Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-9897, Fax (0551) 39-12122
e-mail: a.spiller@agr.uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/sh/18500.html