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Press release: Universitätsbibliothek: Generalrevision im Heyne-Saal beendet

Nr. 244/2011 - 09.11.2011

Gutachter empfehlen dauerhafte Schließung – Forschung wird umfassend unterstützt

(pug) Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB) unterzieht derzeit ihren gesamten historischen Buchbestand einer Generalrevision. Die Mitarbeiter der SUB prüfen rund 510.000 Bände, um die Vollzähligkeit zu ermitteln, etwaige Bücherverluste festzustellen und die Sicherheit der wertvollen historischen Bestände zu verbessern. Im sogenannten Heyne-Saal, in dem rund 160.000 alte Bücher zu ausgewählten Themenbereichen aufgestellt sind, ist die Revision mittlerweile beendet. Dort gelten 157 Bände im Wert von rund 30.000 Euro als Verluste. „Dabei handelt es sich um empfindliche Lücken in einem seit der Gründung unserer Bibliothek systematisch aufgebauten historischen Bestand, der in diesem Umfang in Deutschland einmalig ist“, erläutert SUB-Direktor Prof. Dr. Norbert Lossau. Nach jetzigem Kenntnisstand besteht kein Zusammenhang zu den Bücherdiebstählen eines Mitarbeiters der SUB in den Jahren 2006 bis 2009.

Darüber hinaus haben externe Fachleute die organisatorischen und technischen Maßnahmen geprüft, die erforderlich wären, um den Heyne-Saal erneut öffentlich zugänglich zu machen und gleichzeitig die historischen Bücher in ihrem Bestand zu sichern. Die Gutachter erklärten, bei einer Öffnung des Saals könne nur ein unverhältnismäßig hoher Aufwand wie beispielweise eine flächendeckende Videoüberwachung oder der Einsatz mehrerer zusätzlicher Mitarbeiter die Sicherheit der Bestände verbessern. Ein ausreichendes Sicherheitsniveau sei aber aufgrund der baulichen Struktur des Saals auch dann nicht zu erreichen. Auf der Grundlage ihres Sicherheitsgutachtens und der Revisionsergebnisse im Heyne-Saal haben das Präsidium der Universität Göttingen und die Direktion der SUB beschlossen, den Saal dauerhaft zu schließen. Er wird in ein geschlossenes Magazin mit wesentlichen Zutrittsbeschränkungen auch für die Bibliotheksmitarbeiter umgewandelt. „Diese Entscheidung ist uns allen nicht leicht gefallen“, betont Prof. Lossau. „Unsere historischen Bestände sind aber insbesondere für das 18. Jahrhundert gerade in ihrer Vollständigkeit einmalig. Ihr umfassender Schutz musste in der Abwägung letztlich den Vorrang erhalten.“

Wissenschaftler, die für ihre Forschung auf den Bestand des Heyne-Saals zugreifen möchten, werden von der SUB weiterhin umfassend unterstützt. „Die Benutzung der Bücher ist in den vergangenen zehn Jahren wesentlich komfortabler geworden“, so Prof. Lossau. „Eine Vielzahl von Titeln aus dem Heyne-Saal ist digitalisiert und frei ins Internet gestellt worden. Laufende Großprojekte wie die mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft betriebene Digitalisierung von Büchern des 17. und 18. Jahrhunderts setzen diese Entwicklung fort.“ Darüber hinaus ermöglicht seit der Schließung des Heyne-Saals zu Beginn der Generalrevision ein zusätzlicher Mitarbeiter die schnellere Bereitstellung von Bestellungen in einen Lesesaal oder Arbeitskabinen. „Für spezifische Forschungsvorhaben werden wir weiterhin im Dialog mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern individuelle Lösungen entwickeln“, so Prof. Lossau. Führungen für Gruppen durch den Heyne-Saal bietet die SUB nach wie vor auf Anfrage an.

Seit seiner Einrichtung in den Jahren 1878 bis 1883 war der Heyne-Saal ein geschlossenes Magazin im Historischen Gebäude der SUB. Im Jahr 2000 wurde er öffentlich zugänglich gemacht, um einen direkten Zugriff auf die historischen Materialien zu ermöglichen. Im Zuge der Ausweitung der Sicherheitsvorkehrungen anlässlich der Bücherdiebstähle eines Mitarbeiters wurde der Saal im April 2010 vorübergehend geschlossen.

Die Göttinger Universitätsbibliothek hat seit ihrer Gründung im Jahr 1734 systematisch und umfassend einen Bestand an Forschungsliteratur aufgebaut, der bereits im 18. Jahrhundert aufgrund seiner Vollständigkeit als vorbildlich galt. Unter den wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland ist insbesondere der Bestand für das 18. und das beginnende 19. Jahrhundert einmalig.

Kontaktadresse:
Dr. Silke Glitsch
Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
Papendiek 14, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-22456
E-Mail: glitsch@sub.uni-goettingen.de
Internet: www.sub.uni-goettingen.de