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Press release: Göttinger Nachwuchswissenschaftler genießen Eliteförderung des Landes

Nr. 30/2000 - 07.03.2000










(pug) Die "Innovationsoffensive", ein Programm des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur (MWK), soll unter anderem auch jungen, nichthabilitierten Wissenschaftlern die Möglichkeit bieten, in eigenen Forschungsgruppen höchst selbständig, d. h. weisungsunabhängig vom Professor, ihre bisherige Arbeit weiter zu entwickeln und sich in der wissenschaftlichen Szene zu profilieren. Jede Gruppe soll dabei von einem Nachwuchswissenschaftler geleitet werden. Insgesamt fünf sogenannte Forschernachwuchsgruppen werden nun in Niedersachsen eingerichtet. Sie sind jeweils mit jährlich 500. 000 DM dotiert und wurden für fünf Jahre bewilligt. Bei der Auswahl aus den 18 Anträgen folgte Wissenschaftsminister Thomas Oppermann dem Rat der Wissenschaftlichen Kommission des Landes Niedersachsen.

Nur an Universitäten, die besonders forschungsstark und international konkurrenzfähig sind, werden Nachwuchsforscher in diesem Maße gefördert. Hohe Erwartungen werden besonders an die Universität Göttingen gerichtet. Allein drei Gruppen sind an der Georgia Augusta angesiedelt. In einem viertem Projekt arbeiten Göttinger Wissenschaftler mit der Universität Clausthal zusammen. Die fünfte Gruppe wurde für die Universität Osnabrück bewilligt.

Prof. Klaus Grubmüller vom neueingerichteten Zentrum für Mittelalter- und Frühneuzeitforschung hat ein Projekt beantragt zur Mediengebundenheit von Kunst, Literatur und gesellschaftlicher Kommunikation. Unter dem Titel "Stimme - Zeichen - Schrift im Mittelalter und Früher Neuzeit" soll unter anderem untersucht werden, inwieweit im Mittelalter neue Medien wie zum Beispiel der Buchdruck, gesellschaftliche Veränderungen herbeigeführt haben wie auch umgekehrt neue Medien erst aufgrund gesellschaftlicher Umbruchprozesse entstanden sind. Als Projekt einer interdisziplinären Forschungseinrichtung soll innerhalb der Nachwuchsforschergruppe verstärkt überfachliche Zusammenarbeit gefördert werden.

An der mathematischen Fakultät wird eine Gruppe zum Thema "Neue numerische Verfahren zur Lösung inverser Probleme" arbeiten. Prof. Rainer Kreß hat hierzu den Antrag gestellt. Inverse Probleme bei partiellen Differentialgleichungen treten in vielfältiger Weise bei der Lösung von Anwendungsproblemen in Naturwissenschaft und Technik auf. Ein typisches Beispiel bildet die inverse Streutheorie für akustische, elektromagnetische und elastische Wellen, bei der aus den Fernfelddaten der gestreuten Felder das streuende Objekt ermittelt werden soll. Anwendungen dieser Theorie finden sich in der medizinischen Diagnostik und Therapie wie in der Ultraschalltomographie, der zerstörungsfreien Materialprüfung, etwa zur Erkennung defekter ICE-Reifen, der seismischen Erdöl- und Mineralexploration und vielen weiteren Bereichen.

Die Nachwuchsforscher am Physikalischen Institut werden sich mit Phasenbildung und Oberflächenreaktionen beim Wachstum dünner Schichten befassen. Dabei geht es um die Erzeugung von neuen Materialien und Beschichtungsverfahren für elektronische Bauelemente und mikromechanische Komponenten. Antragsteller war Prof. Hans Hofsäß.

An der TU Clausthal wurde die Forschernachwuchsgruppe "Darstellungstheoretische und kohomologische Methoden in der Theorie der dynamischen Zetafunktionen und des Quantenchaos" eingerichtet. Im Grenzgebiet zwischen theoretischer Physik und Mathematik sollen sich die Nachwuchsforscher mit aktuellen Fragestellungen aus dem Bereich der Nichtlinearen Dynamik und des Quantenchaos beschäftigen. Antragsteller war die Forschergruppe "Zetafunktionen und lokal symmetrische Räume", die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird. Unter ihnen der Clausthaler Physiker Prof. Dieter Mayer, aber auch die Göttinger Mathematiker Prof. Ulrich Bunke, Prof. Manfred Denker und Prof. Samuel Patterson. Das bewilligte Projekt soll in enger Zusammenarbeit mit diesem Forschungsunternehmen durchgeführt werden.

Die Stellen der Forschungsgruppenleiter werden international ausgeschrieben und durch eine Auswahlkommission der Hochschulen besetzt, an der auch die Wissenschaftliche Kommission des Landes beteiligt sein wird. Die Bewerber und Bewerberinnen sollen maximal 32 Jahre alt, promoviert und wissenschaftlich ausgewiesen sein. Zu den Aufgaben zählen neben der eigenen Forschung auch die Beteiligung an der Lehre und die Betreuung von Doktoranden. Jeweils zur Hälfte sollen die Forschernachwuchsgruppen überdies mit Frauen besetzt werden, damit Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen im Hinblick auf zukünftige Führungspositionen in Forschungseinrichtungen in den nächsten Jahren gewährleistet werden kann.


Weitere Informationen:

Georg-August-Universität Göttingen

Seminar für Deutsche Philologie Fakultät für Physik
Prof. Klaus Grubmüller Prof. Hans Hofsäß
Tel. 0551/39-7524 Tel. 0551/39-7669

Mathematische Fakultät Mathematische Fakultät
Prof. Rainer Kreß Prof. Ulrich Bunke
Tel. 0551/39-4511 Tel. 0551/39-7778