Studierende im Mentorat: Die individualisierte Begleitung von Professionalisierungs-prozessen in der Lehrer*innenbildung (Arbeitstitel)
An Pädagogischen Hochschulen der Deutschschweiz werden Studierende programmatisch im Rahmen ihrer Ausbildung mit dem sog. „Mentorat“ als individualisiertes Beratungsformat über das gesamte Studium hinweg unterstützt. Das Promotionsvorhaben zielt darauf ab, die dort stattfindenden Interaktionen und Adressierungen als soziale Praxis mittels einer qualitativ-rekonstruktiven Studie zu beobachten, zu beschreiben und zu rekonstruieren. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die Strukturlogiken der sozialen Praxis solcher Mentoratsgespräche herauszuarbeiten.
Im Vorhaben liegt die Chance, über die Abbildung der empirisch vorfindlichen Vielfalt Material zu gewinnen, das eine Weiterentwicklung der Gestaltung der entsprechenden Formate empirisch fundiert ermöglicht.
Die Untersuchung wird von folgenden, heuristischen Fragestellungen geleitet:
• Wie laufen individualisierte Beratungsgespräche im Kontext der Lehrer*innenbildung ab?
• Welche Phänomene lassen sich in diesen Gesprächen als Strukturlogik fassen und rekonstruieren?
• Wie ist die wechselseitige Adressierungslogik zwischen Student*innen und Mentor*innen strukturiert? Wer wird im Gespräch zu wem gemacht und wie?
• Was wird in Mentoratsgesprächen performativ aufgeführt?
• Wie konstituieren sich die normative Ordnung und Normalitätsvorstellung in Mentoratsgesprächen?
• Wie schreiben sich die institutionellen Rahmenbedingungen wie Verbindlichkeit und Beurteilungspflicht in die Verläufe der Gespräche ein?
• Welche Spannungen oder Paradoxien lassen sich in Settings von Mentoratsgesprächen aufgrund der programmatischen Vorgaben finden und wie gehen die beteiligten Personen mit diesen um?
Methodisches Vorgehen
Datenerhebung: Die Audio-Aufzeichnungen der Mentoratsgespräche werden durch die teilnehmende Beobachtung der Forscherin ergänzt. Diese Kontextbedingung ist auch als minimale Intervention ins Setting zu betrachten. Der potentiale Gewinn eines möglichst dichten Protokolls wird allerdings höher eingestuft als die Folgerungen oder Nebeneffekte der Teilnahme, weshalb an dieser festgehalten wird.
Auswertung: Die Rekonstruktion der Mentoratsgespräche erfolgt nach den Interpretationsprinzipien der Objektiven Hermeneutik. Begründet wird die Methodenwahl mit dem Erkenntnisinteresse des Vorhabens, dem Herausarbeiten der latenten Sinnstrukturen und der Adressierungslogiken, welche diesen Gesprächen zugrunde liegen und in „klinischen, bzw. nicht standardisierten“ Protokollen ihren Ausdruck finden. Die Rekonstruktion der Strukturlogik solcher Interaktionen erfolgt entlang der Sequenzanalyse der Protokolle von Mentoratsgesprächen.
Publikationen:
Herzog, S., Peyer, R., & Leonhard, T. (2017). Im Modus individueller Unterstützung: Zur Begleitung von Professionalisierungsprozessen im Mentorat. In U. Fraefel & A. Seel (Hrsg.), Konzeptionelle Perspektiven Schulpraktischer Studien: Partnerschaftsmodelle – Praktikumskonzepte – Begleitformate (S. 163-175). Münster: Waxmann.
Leonhard, T. & Herzog, S. (2018). Was Langzeitpraktika leisten (können) – empirische und konzeptionelle Erkundungen. In: M. Rothland & N. Schapern (Hrsg.), Forschung zum Praxissemester in der Lehrerbildung (Lehrerbildung auf dem Prüfstand, 11 (1), Themenheft) (S. 5 – 23). Landau: Verlag Empirische Pädagogik.
Herzog, S. & Leonhard, T. (2018). Studierende im Mentorat. Erkundungen zur Vollzugswirklichkeit der Gesprächseröffnungen. In: C. Reintjes, G. Bellenberg & G. im Brahm (Hrsg.) Mentoring und Coaching als Beitrag zur Professionalisieru.ng angehender Lehrpersonen. Buchreihe der IGSP (Band 3) Münster: Waxmann.