Romy Althaus
Wie würdest du deine Zeit in Göttingen rückblickend beschreiben?
Nach meinem Abitur suchte ich eine Universität, um Forstwissenschaften zu studieren. Göttingen war mein erster Anlaufpunkt und nach einem Tag in der Stadt und auf dem Campus war mir klar, dass ich keine weiteren Universitäten besichtigen brauchte, so gut gefiel es mir. Es war eine tolle Zeit in Göttingen und immer wenn ich in einem meiner längeren Praktika irgendwo in Deutschland war, habe ich mich wieder auf Göttingen und seine einmalige, von Studenten geprägte, Atmosphäre gefreut. Dass die Stadt, und insbesondere die Universität, es gut mit mir meinten, bewiesen sie, als sie 2006 den Masterstudiengang Pferdewissenschaften einrichteten. Damit stand für mich fest, welchen Master ich anstreben würde - schließlich hatte ich schon seit dem fünften Lebensjahr mit Pferden zu tun und wollte dieses Hobby nur zu gern auf akademische Füße stellen.
Beschreibe bitte kurz dein jetziges Aufgabenfeld.
Meine Masterarbeit schrieb ich während meines Elevinnen-Halbjahres an der fürstlichen Hofreitschule zu Bückeburg. Danach habe ich kurze Zeit im Einzelhandel gearbeitet und zu Beginn 2012 wurde ich Zuchtleiterin bei der Deutschen Quarter Horse Association e.V.. Von Oktober 2014 bis Juli 2016 war ich in einem auf zwei Jahre angelegten Traineeprogramm als Nachwuchsführungskraft bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e.V. (FN) im Bereich Zucht tätig. Da ich dort die Elternzeit der stellvertretenden Geschäftsführerin überbrückte hatte ich ein spannendes und vielfältiges Aufgabenfeld, die Aussichten auf eine Übernahme waren aber schlecht. Das Vermitteln von Wissen, sei es im Biometrie-Tutorium an der Forstfakultät, im Reitunterricht oder auch im Rahmen der Ausbildung der Pferdewirte an der deutschen Reitschule, hat mir immer sehr viel Spaß gemacht. So bewarb ich mich auf eine Stellenausschreibung des saarländischen Bildungsministeriums, in der ein zukünftiger Berufsschullehrer für Pferdewirte gesucht wurde. In Saarbrücken absolviere ich nun ein 18-monatiges Referendariat, in dem ich die nötigen pädagogischen Kenntnisse erwerben werde.
Was konntest du aus deinem Studium für deinen jetzigen Job mitnehmen?
Genetik und Biologie waren schon immer mein "Steckenpferd" und es hat mich gefreut, diese Gebiete im Studium der Pferdewissenschaften wiederzufinden und ausbauen zu können. Besonders erfreulich fand ich außerdem, dass die Ergebnisse von Forschungen zum Pferd eigentlich immer meine Vorstellung von artgerechter Haltung und Fütterung bestärkten. Durch das breit aufgestellte Fachwissen ist man für fachliche Diskussionen gut gerüstet. Jedes Studium fördert allgemeine Fähigkeiten wie z.B. Teamfähigkeit, Flexibilität, Selbstmanagement und Selbstdisziplin. Bei einem exotischen Fach wie "Pferdewissenschaften" kommt hinzu, dass man seine Entscheidung für dieses Studium regelmäßig gegen Bedenken von außen regelrecht verteidigen muss - man muss wirklich wollen und voll dahinter stehen, auch wenn für die Zeit nach dem Studium nicht die sichere, "vorgefertigte" Karriere mit maßgeschneiderten Jobangeboten wartet. Aus all dem habe ich eine offene und optimistische Einstellung zum Beruf gewonnen, die mir bisher immer zugutekam.
Was war bisher deine spannendste Aufgabe bzw. größte Herausforderung im Beruf?
Da kann ich mich nach gut vier Jahren Verbandsarbeit mit all den Veranstaltungen, Klausurtagungen und Versammlungen gar nicht entscheiden, doch drei Highlights in Puncto Spannung und Herausforderung fallen mir direkt ein: Zwei große Veranstaltungen, zum einen die Organisation und Durchführung der „FN-Bundeshengstschau der Sportponys“ im Rahmen der Grünen Woche in Berlin im Januar 2015. Zum anderen die Organisation der Schaubilder und des Gemeinschaftsstandes der Deutschen Pferdezucht im Rahmen der FEI-Europameisterschaften in Aachen im August 2015. Beide Veranstaltungen haben mir sehr viel Spaß gemacht, da ich hier nach der intensiven Vorbereitung im Büro und Absprachen mit allen Beteiligten den tatsächlichen Verlauf vor Ort direkt beeinflussen konnte. Und natürlich die Einführung einer neuen Zuchtbuchordnung bei der DQHA. Zum einen galt es, geltendes EU-Recht im Sinne der Rasse umzusetzen, aber vor allem sollten ja auch alle betroffenen Züchter mitgenommen werden. Ich finde den Austausch mit Menschen, die alle das gleiche Hobby, die gleiche Passion haben und trotzdem verschiedene Perspektiven, Mentalitäten und Herangehensweisen, sehr spannend. Diese Begegnungen hat man in der Pferdeszene eigentlich immer wieder und man kann viel daraus lernen, z. B. komplexe Informationen so aufzubereiten, dass sie jeden in der gemischten Zielgruppe erreichen. Ich hoffe, dass mir dies auch bei meiner zukünftigen Aufgabe gelingen wird.
Hast du noch bestimmte berufliche Ziele oder Träume?
Ich hatte immer den Wunsch, auf Dauer etwas weniger „Schreibtischtäter“ zu sein und einen Beruf auszuüben, der auch praktische Komponenten enthält und den direkten Umgang mit Mensch und Tier umfasst. Diesem Ziel bin ich mit meiner beruflichen Umorientierung sicherlich ein gutes Stück näher gekommen. Ich freue mich sehr auf die herausfordernde Zusammenarbeit mit vielen jungen Menschen!