Informationen für Studieninteressierte
„Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ Diesem Aufruf, den Immanuel Kant zum Wahlspruch der Aufklärung erklärt hat, fühlt sich die Göttinger Philosophie nach wie vor verpflichtet.
Wir folgen ihm, indem wir am Philosophischen Seminar lebhafte Diskussionen und konstruktiven Austausch mit präzisen Argumenten und auf Augenhöhe schätzen. Deswegen achten wir auf ein kooperatives Arbeitsklima, in dem alle zu Wort kommen können und in dem wir gemeinsam nachdenken und lernen.
Dabei halten wir an der Göttinger Tradition einer thematisch breit aufgestellten Philosophie fest und unterrichten und forschen zu einer Vielzahl von Themen. Mit innovativen Arbeitsgebieten wie der Philosophie der Künstlichen Intelligenz und der philosophischen Genderforschung sind wir am Puls der Zeit, gleichzeitig behandeln wir grundlegende Fragen immer auch vor dem Hintergrund der Philosophiegeschichte.
Neben Veranstaltungen zu den Klassikern der Philosophie und Einführungen in die philosophischen Grunddisziplinen Geschichte der Philosophie, Praktische Philosophie, Theoretische Philosophie und Logik bietet unser breitgefächertes Lehrangebot regelmäßig Veranstaltungen zu folgenden Themen an: Erkenntnistheorie, Philosophie des Geistes, Phänomenologie, Sprachphilosophie, Wissenschaftsphilosophie, Philosophische Anthroplogie, Theoretische Ethik (Normative Ethik, Metaethik), Angewandte Ethik (z. B. Bioethik, Naturethik, Tierethik, Maschinenethik und Ethik der Künstlichen Intelligenz), Rechtsphilosophie; Philosophie der Antike, insbes. Platon und Aristoteles, Philosophie der Neuzeit; Philosophie der Bildung und Philosophiedidaktik; Analytische feministische Philosophie.
Im Studium am Philosophischen Seminar lernen Sie, philosophische Probleme zu bearbeiten und allgemeinverständlich darzustellen. Sie trainieren, wissenschaftliche Hilfsmittel angemessen zu gebrauchen, Methoden philosophischen Denkens und Argumentierens zu verstehen und anzuwenden, klassische Texte in ihrem historischen Interpretationsrahmen und systematischen Zusammenhang einzuordnen und zu interpretieren, philosophische Fragen mittleren Schwierigkeitsgrades schriftlich und mündlich präzise zu behandeln und Argumente gegeneinander abzuwägen. Damit lernen Sie wichtige Schlüsselkompetenzen, die Sie in vielen Berufen einsetzen können.
In unseren Kursen bieten wir unterschiedliche Prüfungsformen an, damit Sie Ihre argumentativen Fähigkeiten sowohl schriftlich als auch mündlich trainieren und lernen, wie man philosophisches Wissen präsentiert und vermittelt.
Für alle unsere Studiengänge sind gute Englischkenntnisse, die zur Lektüre fachwissenschaftlicher Texte befähigen, unerlässlich.
Folgende Forschungsfragen vermitteln Ihnen einen Eindruck über die Forschungsschwerpunkte der Lehrenden am Philosophischen Seminar:
- Wie können sich Sprachanalyse und Husserlsche Phänomenologie gegenseitig befruchten?
- Welcher Zusammenhang besteht zwischen Wissen und Rechtfertigung einerseits, Bedeutung und Kontext andererseits?
- Wie hängen Bewusstsein und Intentionalität miteinander zusammen?
- Was meinen wir eigentlich, wenn wir behaupten, Geschlecht sei eine soziale Kategorie? Und sind soziale Kategorien in einem anderen Sinne oder sogar weniger real als natürliche?
- Ist Diskriminierung, also die ungerechtfertigte Ungleichbehandlung von Individuen, in höherem Maße moralisch problematisch, wenn sie aufgrund (vermuteter) sozialer Gruppenzugehörigkeit erfolgt? Und wenn ja, wieso?
- Wann sind sexuelle Handlungen moralisch erlaubt, wann moralisch verboten? Und können wir in stark hierarchisch geordneten Gesellschaften überhaupt erkennen, ob eine bestimmte sexuelle Handlung moralisch verboten oder erlaubt war?
- Wie sind Formen der Skepsis in philosophischen Bildungskontexten zu verstehen, zu beurteilen und welche Umgangsweisen mit ihnen sind angemessen?
- Was ist philosophische Bildung und wie lässt sie sich ermöglichen?
- Welche Bedingungsverhältnisse bestehen zwischen philosophischer und sprachlicher Bildung?
- Welche Fragen stehen im Zentrum der philosophischen Debatten in der Neuzeit - und in welcher Beziehung stehen diese zu den Diskussionen in der gegenwärtigen Philosophie?
- Bis ins achtzehnte Jahrhundert werden moralphilosophische Fragen fast durchweg vor einem theologischen Hintergrund erörtert (‚lex naturae‘ als ‚lex divina‘). Inwieweit lassen sich die moralischen Grundkonzeptionen eigentlich von diesem Hintergrund lösen?
- Haben die historischen Konzeptionen von ‚Naturgesetzen‘ noch etwas mit den Gesetzesbegriffen unserer modernen experimentellen Naturwissenschaften zu tun?
- Wird es eines Tages eine künstliche Intelligenz geben, die den Leistungen des menschlichen Geistes vergleichbar ist oder diese sogar übertrifft?
- Können Maschinen die Fähigkeit haben, moralisch zu handeln und wer trägt dann die Verantwortung?
- Welche Auswirkungen haben neue Technologien auf das individuelle gute Leben und das Zusammenleben in der Gesellschaft?
- Wie lässt sich die für die antike Ethik zentrale Frage nach dem guten Leben unter gegenwärtigen Bedingungen aufnehmen und philosophisch fruchtbar machen?
- In unserem heutigen moralischen Selbstverständnis gebietet die Moral die gleiche Achtung aller. Aber wer sind alle, um welche Gleichheit geht es, was erfordert die Achtung, inwieweit ist sie überhaupt geboten, ist unser Moralverständnis historisch bedingt und passt es noch zu den Herausforderungen unserer Zeit?
- Kant hat gemeint, alle philosophischen Fragen liefen in der Frage „Was ist der Mensch?“ zusammen. Welche Antworten kann die Philosophie heute auf diese Frage geben, ohne die naturwissenschaftlichen und historischen Kenntnisse vom Menschen zu ignorieren oder bloß zu übernehmen?