Arbeit mit Landschnecken
Seit 1992 wird in Göttingen taxonomisch-systematisch und morphologisch mit Landschnecken gearbeitet
Inhaltliche Schwerpunkte:
Geographische Schwerpunkte:
- Griechenland: Zentral- und Ost-Kreta und Nebeninseln
(Forschungsreisen 1990, 1992, 1994, 1996) - Albanien (Forschungsreise 1995)
- SW-Türkei: Vilayet Antalya (Forschungsreise 1998)
- W-Türkei: Vilayet Mugla (Forschungsreise 2002)
- W-Türkei: Vilayet Aydin (Forschungsreise 2004)
Bedeutsame bisherige Forschungsergebnisse
- 1991 - Erste Publikationen über Regionalfaunen einzelner kleiner kretischer Nebeninseln.
- 1993 - Revision der zentralkretischen Art Albinaria hippolyti, die in den folgenden Jahren zu einer Art Modellorganismus für Unterarten und Hybridzonen wird (Schilthuizen, Welter-Schultes & Wiese 1993). Enge Zusammenarbeit mit der Universität Leiden.
- 1994 - Bibliographie über die Mollusken Griechenlands (Butot & Welter-Schultes 1994), als eine wichtige Grundlage für taxonomische Arbeit in dieser Region.
- 1996 - Bibliographie und Atlas über die Binnenmollusken Albaniens (Dhora & Welter-Schultes 1996). Hier wurde die gesamte Literatur über albanische Mollusken ausgewertet und Verbeitungskarten für jede Art erstellt. Albanien war bis dahin noch relativ wenig erforscht, daher war das überhaupt nur möglich.
- 1998 - Detaillierte Regionalfauna der Insel Gavdos südlich von Kreta, sowie detaillierte Verbreitungskarte der Albinaria-Arten in Zentral- und Ostkreta (Welter-Schultes 1998 mehrere).
- 1999 - Bibliographie des Systematischen Conchylien-Cabinets von Martini und Chemnitz (1837-1920), eines der bedeutenden grossen Werke der malakologischen Fachliteratur. Dieses in 584 Lieferungen erschienene Werk ist ziemlich chaotisch publiziert worden und so war es nicht einfach, die sämtliche Bände zusammenzustellen und Seitenzahlen und Publikationsdaten übersichtlich darzustellen. Die Göttinger Bibliothek hat einen nahezu vollständigen Satz (Welter-Schultes 1999).
- 1999 - Auswertung des Verhältnisses von Artenzahl und Inselfläche (species-area relationship) in der Ägäis, in Zusammenarbeit mit der Universität in Perth/Australien (Welter-Schultes & Williams 1999).
- 2000 - Zusammenfassende Arbeiten über den aktuellen Stand der Albinaria-Forschung einschliesslich einer Auswertung der Schlussfolgerungen bezüglich der hypothetischen Paläogeographie von Zentralkreta. Ausserdem eine Arbeit über regionale Variabilität der Gehäusemorphologie von kretischen Mastus-Arten (Enidae) (Welter-Schultes 2000 mehrere).
- 2001 - Auswertung einer Analyse von Landschnecken, die in der Südtürkei auf einem vor 3300 Jahren gesunkenen Schiff gefunden wurden (Welter-Schultes 2001, 2008). Die bedeutsamere Publikation (2008) erschien nicht zeitnah, da von Seiten der Archäologen Vorbehalte geäussert worden waren. Die Archäologen sind es nicht gewöhnt, Ergebnisse wie wir in den Naturwissenschaften schnell zu publizieren. Auf dem Schiff waren mehrere Arten gefunden worden, deren überlappende Verbreitungsgebiete auf ein relativ kleines Gebiet in Israel/Palästina und Jordanien als Herkunftsregion für einen Teil der auf dem Schiff befindlichen Ladung deuteten. Zum ersten Mal waren Landschnecken überhaupt auf einem Schiffswrack entdeckt worden und belegten dadurch, dass viele Arten schon früh in der Antike über erstaunlich weite Distanzen verschleppt wurden.
- 2005 - Publikationen über Regionalfaunen westtürkischer Gebiete bei Bodrum und Istanbul (Örstan et al. 2005 mehrere).
Aktuelle Projekte:
- Revision der Gattung Cecilioides
Eine sehr aufwändige Arbeit, die Gattung gilt als eine der schwierigsten Gruppen europäischer Landschnecken, seit 1992 wurden tausende von Gehäusen gemessen. - Revision der Gattung Albinaria in Kreta
Hier geht es vor allem um das Unterartkonzept, gerade bei Clausiliidae wurden in der Vergangenheit extrem viele auf subjektiven Kriterien basierende Unterarten beschrieben - diese Revision soll aufzeigen, dass in den meisten Fällen solche typologischen Unterarten kaum biologisch sinnvolle Einheiten sind. - Bestimmungsbuch über die Binnenmollusken Europas
Seit 1979 wird in Europa mit Kerney/Cameron als Schneckenbestimmungsbuch gearbeitet. 1983 erschien es in deutscher Sprache und wurde irgendwann mitsamt den Bildrechten vom Parey-Verlag aufgekauft seit 2003 aber nicht mehr neu aufgelegt.
Da es nichts vergleichbares auf dem Markt gibt, haben wir (in Zusammenarbeit mit dem malakologischen Museum Haus der Natur Cismar in Schleswig-Holstein) tausende von Schnecken selber abfotografiert, um im Eigenverlag ein Bestimmungsbuch herauszubringen.
Hierzu werden nebenbei die ganzen Originalbeschreibungen der etwa 2250 in Europa lebenden Arten (Ohne Hydrobioidea, die nur Spezialisten kennen) überprüft, kurze Diagnosen müssen formuliert und die Verbreitungsgebiete und Habitate herausgesucht werden. Der aktuelle Stand für jede Art steht ständig aktualisiert auf www.animalbase.org für alle zur Verfügung.