2012 - Christoph Levin: "Entwurf einer Geschichte Israels"
Am 7. Dezember 2012 sprach Prof. Dr. Christoph Levin (Ludwig-Maximilians-Universität München) in der sechsten Julius-Wellhausen-Vorlesung über den »Entwurf einer Geschichte Israels«. Das Bild der Geschichte des alten Israel hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Abhängig von den Ergebnissen der literaturgeschichtlichen Arbeit am Alten Testament hat sich die traditionelle Datierung mancher biblischen Quellen verändert. Daraufhin müssen Schlüsselereignisse neu datiert werden, wenn ihre Historizität nicht überhaupt in Frage steht. Die Archäologie Palästinas hat zu einer vertieften Kenntnis der Entwicklung im Lande geführt. Der Bestand an althebräischen Inschriften hat sich nicht unerheblich vermehrt. Auch die Erforschung der Literaturen in Israels altorientalischer Umgebung ist vorangeschritten. Vergleicht man diese Texte mit dem Alten Testament, stellen sie die traditionelle Auffassung von einer Sonderstellung Israels teilweise in Frage. Ein „Entwurf einer Geschichte Israels“ muß unter diesen Bedingungen von neuem über den Gegenstand dieser Geschichte, ihre Quellengrundlage, ihre Epochengliederung und ihr Ziel Rechenschaft geben. Dabei bewährt sich Wellhausens fundamentale Unterscheidung von „Judentum und altem Israel in ihrem Gegensatze“ und gewinnt überraschende Aktualität.
Der Vortrag ist als Heft 5 der Reihe „Julius-Wellhausen-Vorlesung“ beim Verlag Walter de Gruyter erschienen.