Die wildwachsenden und kultivierten Laub- und Nadelgehölze Mitteleuropas

Von PETER A. SCHMIDT, ULRICH HECKER

Leinen gebunden, 21,5 x 15,5cm, 671 S., 1168 Farbfotos, Quelle & Meyer Verlag, 2020, ISBN 978-3-494-01800-3, 39,95 €

In dem Buch werden Nadel und Laubgehölze getrennt behandelt. Bei den Nacktsamern werden aus 8 Familien und 31 Gattungen insgesamt 162 Arten beschreiben. Bei den Laubgehölzen sind es aus 83 Familien, mit 255 Gattungen insgesamt ca. 1240 Arten plus einige wichtige Kultursorten.
Die Nomenklatur entspricht dem neusten Stand. Der die Gehölze beschreibende Teil ist klar und sehr schön übersichtlich aufgebaut. So nur eine Art beschreiben wird, folgt eine kurze Artbeschreibung. Bei größeren Gehölzgattungen erfolgt zunächst eine allgemeine Gattungsbeschreibung in der alle wesentlichen Merkmale wie Sommergrün, Immergrün, Wuchshöhe, Baum oder Strauch, mögliche Stammdurchmesser, Blätter, Blüten, Zapfen, Samen oder Frucht beschrieben werden. Es folgt eine auf die Gattung bezogene Erklärung des Namens, der Systematik und der Verbreitung des Lebensraumes und Verwendung. In den anschließenden Artbeschreibungen wird wieder auf die bereits oben genannten spezifischen Merkmale, diesmal aber für de Art eingegangen. Der wesentliche Unterschied zu einem “normalen Bestimmungsbuch“ liegt in den folgenden Beschreibungspunkten wie Verbreitung, Lebensraum, Biologie und Verwendung. Hier erfährt der Leser sehr viel zusätzliche Informationen über das Gehölz für die in einem Bestimmungsbuch einfach kein Platz ist. So z.B. das aus Abies balsamea Kanada-Balsam für mikroskopische Zwecke gewonnen wird oder, dass es von der aus zentral Süd-Korea stammenden Abeliophyllum distichum nur noch 5 kleine individuenarme Restpopulationen gibt und die Art daher auf der IUCN Red List steht. Bei anderen Gehölzen kann z.B. über das maximale Alter, der bevorzugte Boden also Kalk- oder Moorboden, Klimaansprüche, Verhalten bei Luftverschmutzung, die Einführung und in Kulturname, sowie die Verwendung/Eignung des Gehölzes in unseren Gärten und Parkanlagen, die Verbreitung, Besonderheiten der Blütenbiologie, usw. stehen. Also alles Informationen, die das Lesen interessant machen, da wir sie nur in wenigen Büchern und dann meist nur vereinzelt vorfinden.
Der wesentliche Unterschied zu einem Bestimmungsbuch liegt zum einen darin, dass die Artbeschreibungen viel ausführlicher sind als das in einem Bestimmungsbuch möglich ist und zum anderen darin, das hier auch der natürliche Lebensraum, sowohl in Hinblick auf das Klima, den Boden, Luftfeuchte, Luftverschmutzung usw., sowie auf eine mögliche Verwendung in unseren Gärten, Parkanlagen usw. eingegangen wird. Es folgt die Beschreibung der Art. Bei Artenreichen Gattungen wie z.B. bei Abies wird auf ähnliche Arten zur genannten Bezugsgattung (Abies alba) verwiesen. Dem folgen dann Kurzbeschreibungen weiterer Arten.
Im Anschluss an den beschreibenden Gehölzteil werden in gesonderten Kapiteln z.B. Besonders geschützte Gehölzarten, Wildobstgehölz, Gehölzarten mit Heilwirkung und Giftige Gehölzarten aufgeführt.
Wer sich für die Geschichte der Einführung von Pflanzen bez. für die bekanntesten Pflanzensammler unsere Gehölze interessiert wird sich über das Kapitel „Häufig erwähnte Pflanzensammler und Dendrologen“ freuen denn hier werden kurz und knapp die wichtigsten Daten all derer zusammengefasst, denen wir die Vielfallt unserer heute in Mitteleuropa kultivierten Gehölze verdanken. Daran schließen sich ein Literaturverzeichnis, Worterklärungen, Ein Register der deutschen und wissenschaftlichen Gehölznamen und ein Bildquellennachweis an.
Zusammengefasst: Bei dem Buch handelt es sich nicht um ein Bestimmungsbuch, auch wenn man aufgrund der kurzen aber prägnanten Beschreibungen damit auch sehr viel Gehölze klar benennen kann. Das Buch macht da weiter, wo ein normales Bestimmungsbuch aufhört. Hier wird eine Gehölzart jenseits der reinen Artbestimmung als ganze vorgestellt. Über seine Herkunft, Ansprüche Verwendung, Gefährdung usw. Daher ist das wirklich empfehlenswerte Buch eine Bereicherung der bestehenden, umfangreichen denrologischen Literatur.

VOLKER MENG Hann. Münden-Hemeln