I. Hermann Kees
Bereits kurz nach der Konsolidierung der Weimarer Republik wurde Hermann Kees auch politisch aktiv – seit 1919 war er Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP). Seine Lebenssituation und auch seine politische Einstellung vor und im frühen Nationalsozialismus können exemplarisch für einen Teil der deutschen und Göttinger Professorenschaft stehen, aber auch für einen Teil der Mitglieder seiner sozialen Schicht: Die politische Entwicklung wurde aus der Perspektive des deutschnationalen Kämpfers des Ersten Weltkriegs gesehen, der den Untergang des Kaiserreichs betrauerte und den Friedensschluss von 1918 für die „Schmach von Versailles” hielt, die gerächt werden müsse.
Wertkonservative Überzeugungen, die Pflichterfüllung, Opferbereitschaft und ähnliche Vorstellungen beinhalteten, sowie kirchlich geprägte Anschauungen führten dazu, das neue politische System „Demokratie” mit der Gleichstellung aller Bürger (und damit der Aufgabe der eigenen Machtposition und sozialen Sonderstellung) anzuzweifeln und zu bekämpfen.
Die Hoffnung, durch die „nationale Erhebung” unter der NS-Regierung die Wiederherstellung der Ehre Deutschlands und seiner Armee zu befördern, zeigt sich auch an anderer Stelle: 1934 hatte Kees eine Abhandlung zur Geschichte seines Regimentes im 1. Weltkrieg, des Königlich Sächsischen Feldartillerie-Regiments Nr. 155, geschrieben und – allerdings ohne Nennung des Namens Adolf Hitler – dem damaligen deutschen Reichskanzler gewidmet.
Außerdem war Kees seit 1924 Mitglied des Stahlhelm (ab 1933 in die SA integriert); von 1933-1937 hatte er verschiedene Ämter in der SA inne (bis zum Obertruppführer), bis er 1937 schließlich der NSDAP beitrat.
Des Weiteren war er Mitglied folgender NS-Organisationen: NS-Fliegerkorps, NS-Dozentenbund, NS-Volkswohlfahrt, NS-Lehrerbund, NS-Reichsbund für Leibesübungen und NS-Reichskriegerbund.