Ringvorlesung Sommersemester 2010
Leistung und Grenze des Mythos in Antike und Gegenwart
»Mythos« fordert heraus: Allein der Begriff polarisiert gleichermaßen antike Denker und moderne Zeitgenossen. Die gegensätzlichen Reaktionen zeigen, dass hier viel Stoff zur wissenschaftlichen Aufarbeitung ansteht. Die »Arbeit am Mythos« (Hans Blumenberg), die sich die Ringvorlesung zum Ziel setzt, besteht in einer mehrschichtigen Annäherung an verschiedene Fragen: Welche Themen werden mythisch dargestellt und sind Stoff für Mythen? Was können solche Mythen für ihre Zeit leisten? Wie werden mythische Stoffe im Laufe der Geschichte verändert? Wann, von wem, warum? Dabei werden sich auch Fragen auftun zu Grenzen und Potential von Mythen in der heutigen Zeit. Außerdem geht es um eine systematische Auseinandersetzung mit Mythen, um die Diskussion der Frage, was »Mythos« überhaupt ist und wie man Mythen richtig verstehen kann. Von den frühesten, bislang weitgehend unbekannten Schrift- und Bildquellen aus dem Alten Orient bis hin zu Mythen im heutigen Kurdistan werden sich neue Perspektiven auf die vielschichtigen Phänomene im Kontext von Mythen und Mythemen auftun. Die Ringvorlesung startet mit drei übergreifenden Beiträgen aus den systematischen Disziplinen Philosophie, Religionswissenschaft und Kulturanthropologie. Es folgen Vorträge zu den konkret-spezifischen Ausformungen von Mythen aus den Disziplinen Altorientalistik, Vorderasiatische Archäologie, Iranistik, Altes Testament, Klassische Philologie, Klassische Archäologie, Patristik, Arabistik und Ägyptologie. Diese Kulturen des Vorderen Orients und des Mittelmeerraums und zeigen das Potential, das antike mythische Stoffe entfalten und das bis heute grundlegend Bild- und Vorstellungswelten in Ost und West prägt.