Die fünf Promotionen im Handlungsbereich C
In der Studie wird untersucht, wie Heterogenität im Englischunterricht erzeugt wird. Ausgangspunkt ist der fremdsprachendidaktische Heterogenitätsdiskurs, welcher Heterogenitätsdimensionen (z.B. ‚körperliche Befindlichkeiten‘, ‚Gender‘, ‚Arbeitstempo‘ u.v.m.) fast ausschließlich als feststehende Einheit, nicht aber als soziale Konstruktion in den Blick nimmt. Aus einer subjektanalytischen Perspektive soll untersucht werden, wie den Akteur*innen im Englischunterricht durch soziale Praktiken unterschiedliche Positionen & Kategorien zugewiesen werden. Die fremdsprachendidaktische Relevanz dieses Ansatzes ergibt sich einerseits aus dem Anspruch, alle Faktoren zu erfassen, die für die Gestaltung sprachlicher und kultureller Lehr-Lern-Prozesse von Bedeutung sind. Andererseits kann die Studie komplementär zu bereits bestehenden fachdidaktischen Ansätzen und Studien verstanden werden, welche auf der unterrichtlichen Inhaltsebene eruieren, wie Schüler*innen ein (selbst)reflexiver Habitus hinsichtlich sozialer Kategorien nahegelegt werden kann.
Die entsprechenden empirischen Daten werden ethnografisch durch teilnehmende Beobachtungen ein halbes Jahr lang in verschiedenen Englischklassen erhoben. Innerhalb dieses Zeitraums werden die gewonnenen Feldnotizen in Form von Feldprotokollen verschriftlicht und schließlich systematisch analysiert, um die diskursiven Praktiken des Unterscheidens sichtbar zu machen. Die Promotion soll durch die Erstellung von Fallvignetten zu einer inklusiven, heterogenitätssensiblen Fremdsprachenlehrer*innenbildung beitragen.
Leitung des Teilprojekts:
Vor dem Hintergrund einer angestrebten Ausrichtung von (Fremd- und Zweit-)Sprachenunterricht an (mehr)sprachlichen Repertoires von Schüler*innen widmet sich das Projekt einer Analyse von Konstitutionsmomenten (mehr)sprachlicher Räume in Interventionen zu (Mehr)Sprachigkeit im Deutsch, Deutsch als Zweitsprachen- und Fremdsprachenunterricht. Das Projekt geht dabei der Frage nach, wie Sprachräume in sprachreflexiven Interventionen, die von Studierenden in unterschiedlichen Sprachenfächern durchgeführt werden, zwischen den Schüler*innen und den Studierenden verhandelt und bearbeitet werden. Die Vorstellungen über schulische und außerschulische Sprachlichkeit und sprachliche Normativität werden in einem sprachenbiografisch gestützten Vermittlungssetting, in dem die Schüler*innen über die eigenen (mehr)sprachlichen Ressourcen reflektieren, thematisiert. Im Dissertationsprojekt wird eine prozessorientierte und sozialkonstruktivistische Perspektive eingenommen, welche sprachliche Praxis als soziale und zugleich räumliche Praxis versteht. Mit dem Konzept des „Sprachregimes“ wird danach gefragt, inwiefern wirkmächtige Sprachregime Handlungs- und Reflexionsräume über soziale Kategorisierungen und Zuschreibungen über (Mehr)Sprachigkeit ermöglichen und begrenzen. Die Verhandlungen von Sprachlichkeit werden videografisch dokumentiert und situationsanalytisch ausgewertet. Ziel ist es, mithilfe der Situationsanalyse mehr über die Spezifität der Interventionssituation als Teil von Lehrer*innenbildung herauszufinden. Es soll mehr über die Potenziale von sprachreflexiven Interventionen für eine Reproduktion, Bearbeitung oder Transformation der institutionalisierten Konfigurationen von Sprache(n) bzw. Sprachlichkeit in Erfahrung gebracht werden.
Promovendin: Gesche Dumiak, KontaktLeitung des Teilprojekts:
Das Promotionsvorhaben geht der Frage nach, auf welche Weise Politikschulbücher in Deutschland im Zeitraum von ca. 1990 bis zur Gegenwart Migration und Integration thematisieren und welches Wissen über Differenz dabei konstruiert wird. Ausgangspunkt ist dabei die Feststellung, dass ein Spannungsfeld zwischen der Reproduktion von Differenzordnungen in Schulbüchern einerseits und einer gestiegenen bildungspolitischen Verankerung von Diversitätsprogrammatiken andererseits zu beobachten ist, die tradierte Differenz- und Normalitätsvorstellungen zunehmend problematisieren. Das Promotionsvorhaben nimmt insbesondere die Bearbeitung dieses Spannungsfelds in Politikschulbüchern im Zeitverlauf aus einer wissenssoziologischen, diskurstheoretischen und intersektionalen Perspektive in den Blick. Methodisch orientiert sich das Projekt bei der Auswertung relevanter Schulbuchkapitel an einem diskursanalytischen Vorgehen, nimmt aber auch eine dispositivanalytische Erweiterung vor, um das in Schulbüchern übersetzte (Differenz-)Wissen im größeren institutionellen Kontext des „Pedagogic Device“ (B. Bernstein) zu verorten und mit ihm ins Verhältnis zu setzen. Mit dem Promotionsvorhaben soll ein Beitrag dazu geleistet werden, die Stabilität und den Wandel von Differenz- und Normalitätsvorstellungen mit ihren jeweiligen Effekten in Politikschulbüchern empirisch zu rekonstruieren. Zugleich wird damit die Grundlage für die Erarbeitung eines Lehrkonzepts geschaffen, das zur Diversitäts-Sensibilisierung in der politikdidaktischen Hochschullehre und damit zu einem diversitätssensiblen Politikunterricht beiträgt.
Promovend: Daniel Schumann, KontaktLeitung des Teilprojekts:
In dem Projekt wird Sportunterricht in weiterführenden Schulen in Bezug auf Praktiken der Wertung und Bewertung und daraus hervorgehenden Konstruktionen von Leistung untersucht. ‚Leistung‘ wird hierbei unter der Perspektive der (Re)Produktion sozialer Differenz betrachtet und als wandelbar und in Praktiken eingebettet verstanden. Es wird in den Blick genommen, wie – und als was – ‚Leistung‘ als schulische Differenzordnung im Sportunterricht hergestellt und legitimiert wird. Die in diesem Projekt verfolgte praxistheoretische Perspektive, sowie Sportunterricht mit seinem pädagogischen Fokus auf Körper und Bewegung, lenken den Fokus auf die körperliche Dimension von (Be)Wertungspraktiken. Dementsprechend möchte das Projekt in der Rekonstruktion von Leistung als Differenzordnung für Sportunterricht den zentralen Modus der sportunterrichtlicher Teilnahme – die körperliche Performanz der Schüler*innen – in den Fokus rücken und fragen, wie damit auch die Körper der Schüler*innen zu einem Teil der schulischen Differenzierung nach Leistung werden. Methodisch ist das Projekt als praxis- und diskurstheoretisch inspirierte Diskursethnographie angelegt und bezieht sowohl ethnographische Beobachtungen, Interviews mit Sportlehrkräften als auch an diese gerichtete Zeitschriftenbeiträge mit ein. Ziel der Promotion ist es, einen Beitrag zur differenzsensiblen Fach-/Unterrichtsforschung mit dem Fokus auf Sportunterricht und seiner Spezifik zu leisten.
Promovendin: Samira Mummelthey, KontaktLeitung des Teilprojekts:
Das Teilprojekt untersucht die Arbeit an und mit Sprache in Bezug auf die Differenzierung und Koordination sprachlicher Varianten wie Alltags- und Bildungssprache, um der Frage nachzugehen, wie vor dem Hintergrund von Bildungsbenachteiligung und gesellschaftlicher Teilhabe die Förderung und Vermittlung insbesondere distanzsprachlicher Fähigkeiten gelingen kann. Betrachtet werden dazu im Kontext des Schulsprachenunterrichts Deutsch Bearbeitungsverfahren im Unterrichtsgespräch wie korrektives Feedback. Neben einer möglichen Anbahnungs-, Modell- bzw. Stützfunktion spezifischer Bearbeitungsverfahren wird gerade im Kontext von Mehrsprachigkeit bzw. Deutsch als Zweitsprache auch untersucht, inwiefern an sprachliche Unterschiede soziale Positionierungen und Differenzierungen ansetzen können. Daher sollen im Verhältnis zur gesprächsanalytischen Untersuchung der Herstellung und Bearbeitung sprachlicher Differenz innerhalb von Bearbeitungsverfahren und möglicher Reaktionen darauf in diesen enthaltene Subjektkonstruktionen mithilfe der Adressierungsanalyse untersucht werden, um potenziell eingrenzende und ausgrenzende Mechanismen von Spracharbeit ausmachen zu können. Als Grundlage dafür dienen Unterrichtsvideos von Deutschunterricht unterschiedlicher Schulformen der 5.-10. Klassen. Die Ergebnisse fließen in ein Lehrkonzept zur Sensibilisierung Lehramtsstudierender für Inklusions- und Exklusionsprozesse bei der Arbeit an Sprache im Unterricht ein.
Promovendin: Delia Hülsmann, KontaktLeitung des Teilprojekts: