Niedersachsen von unten. Politische Alltagskultur in Niedersachsen (1946-1976)
Gefördert durch das niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur (August 2009 bis Juli 2011)
Das Projekt untersucht Petitionen und Briefe niedersächsischer Bürger/innen als Zeugnisse einer politischen Alltagskulturgeschichte. Die lebensweltliche Perspektive - der Blick von "unten" - wird mit der Makro-Perspektive der Landespolitik verbunden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten im neu geschaffenen Bundesland Niedersachsen ebenso wie in ganz Europa die Kriegsfolgen psychisch und physisch bewältigt, das Land ideell und materiell aufgebaut werden. Die landeshistorische Forschung ist sich darin einig, dass die Menschen in Niedersachsen im Vergleich zu anderen Bundesländern in mancher Hinsicht einen besonders steinigen Weg zu meistern hatten: Die Wirtschaft blieb lange rückständig, die politischen Parteien nahmen zunächst eine Sonderentwicklung, und das Land hatte zugleich die Aufnahme besonders vieler Neubürger/innen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten zu verkraften. Obwohl sich die niedersächsischen Bürger/innen von Anfang an mit Petitionen an den Landtag und Briefen an Landespolitiker aktiv an der Entwicklung ihres Landes beteiligten und die entsprechenden Zeugnisse zu einem Großteil überliefert sind, ist dieser Teil der niedersächsischen Nachkriegsgeschichte bislang noch weitgehend unerforscht.
Die im Projekt angewandte qualitativ-hermeneutische Methode ermöglicht eine Analyse der Motive, Ansichten, inszenatorischen Praktiken und Strategien sowie der Ziele der Petenten. Auf diese Weise will die Studie nicht nur zum Verständnis der Nachkriegszeit in Niedersachsen beitragen, sondern den Beitrag der Bürger/innen im Land Niedersachsen zu dieser wesentlichen Etappe der regionalen Geschichte herausarbeiten und die Entwicklung der Zivilgesellschaft nach 1945 nachzeichnen.
Leitung:
Prof. Dr. Carola Lipp
Bearbeiterin:
Dr. Michaela Fenske
Kontakt:
Dr. Michaela Fenske: emailmfenske2@gwdg.de