Der Einsatz von Video und Audio in E-Prüfungen
Bei dem Thema E-Prüfungen kommt man häufig auf deren Grenzen zu sprechen, wie bspw. die fehlende automatische Korrekturfunktion bei Freitextfragen. Allerdings lässt sich auch bei diesem Fragentyp in elektronisch unterstützten Klausuren eine große Zeitersparnis erzielen, weshalb sie häufiger in E-Prüfungen eingesetzt werden, als man es vielleicht erwarten würde (In einem Interview hat uns Frau Böhner-Taute erläutert, warum ihre E-Klausuren ausschließlich Freitextfragen enthalten.).
Wir möchten an dieser Stelle auf die zusätzlichen Möglichkeiten aufmerksam machen, die sich den Lehrenden durch das "E" in E-Prüfungen überhaupt erst bieten. Zuallererst zu nennen ist hier die Einbindung von Audio- und Videomaterialien in die Klausuren.
In der Philosophischen Fakultät wird Audio- und Videomaterial bei E-Prüfungen besonders in den Sprachpraxis-Veranstaltungen zur Überprüfung des Hörverstehens verwendet. Carmen Mata Castro, Lektorin für den Fachbereich Spanisch des Romanischen Seminars, hat bereits viel Erfahrung in diesem Bereich gesammelt. Sie berichtete uns, dass die elektronische Prüfungsunterstützung die Durchführung der Hörverstehensprüfungen deutlich erleichtert hat. Früher fanden diese Prüfungen in Seminarräumen mit Lautsprechern statt, in denen aber auch nur max. 25 Prüflinge Platz hatten. Dabei gab es damals oftmals Beschwerden von den Studierenden wegen der schlechten Akustik und darüber, dass sie nicht selbst den Zeitpunkt bestimmen konnten, wann die Audiodateien abgespielt werden. Heutzutage werden im E-Prüfungsraum über 80 Studierende aus unterschiedlichen Kursen gleichzeitig geprüft:
"Die Dozierenden mussten früher zwei Termine für jeden Kurs anbieten, einen für den schriftlichen Teil, einen für den Hörverstehen-Teil. Jetzt können die Studierenden die Prüfung im Ganzen schreiben und dabei selbstständig steuern und entscheiden, wann sie die Hörverstehensaufgaben bearbeiten möchten."
Der Einsatz von Hör-/Sehverstehensaufgaben in E-Prüfungen kommt auch bei den Studierenden gut an. Sina Stemmer, Lehramtsstudentin für die Fächer Französisch und Spanisch, betont ebenfalls den Mehrwert gegenüber konventionellen Prüfungen: "Ich finde gut, dass wir in einer E-Prüfung den Zeitpunkt frei wählen können, wann wir uns die Audiodatei anhören. Ich persönlich nutze vor allem die Pause zwischen dem ersten und zweiten Hörversuch, um mir nochmal einzelne Fragen genauer anzuschauen und eventuelle Schlüsselwörter zu unterstreichen. Mir ist es also besonders wichtig, dass ich individuell entscheiden kann, wann ich den zweiten Hörversuch starte". Darüber hinaus weist sie darauf hin, dass einige Rahmenbedingungen gelten müssen, damit der Einsatz solcher Aufgabentypen unter optimalen Bedingungen erfolgen kann:
"Wichtig ist uns, dass die Kopfhörer an jedem einzelnen Platz vorher kontrolliert werden, damit es nicht während der Prüfung zu Störungen kommt. Genauso sollten unsere Dozierenden keine wichtigen Durchsagen über die Lautsprecheranlage des E-Prüfungsraums machen, wenn ein Prüfling gerade noch dabei ist, sich die Audiodatei anzuhören."
Die Funktionalität "Hörverstehen" lässt sich mit jedem in ILIAS verfügbaren Fragetypen kombinieren. Die Prüfungsersteller/-innen können einfach bei der gewünschten Frage eine Audio- oder Videodatei hochladen und dann bestimmen, wie häufig die Datei in dem Test über den in die jeweilige Frage integrierten Softwareplayer abgespielt werden und ob während eines Abspielvorgangs pausiert werden kann. Nach einem Durchlauf ergibt sich zwangsläufig eine Pause, ein weiterer Abspielvorgang muss aktiv gestartet werden. Durch die breite Verfügbarkeit in ILIAS und die Einfachheit der Erstellung spezieller Fragen ist diese Funktionalität nicht nur für den Fremdsprachenunterricht, sondern auch im Hinblick auf die Analyse von Abläufen oder Verhaltensweisen z.B. in medizinischen Kontexten oder Unterrichtssituationen interessant. Dr. Ingo Mey vom Institut für Organische und Biomolekulare Chemie arbeitet bereits an videobasierten Prüfungsfragen, um die in seiner Disziplin zentrale Fähigkeit zum "Beobachten" direkt erfassen und die Abstrahierung chemischer Sachverhalte durch die Beschreibung mit Worten umgehen zu können.
In diesem Bild sehen Sie, wie eine Hörverstehensfrage aufgebaut ist und wie es aussieht, wenn der Prüfling keine weiteren Hörversuche mehr hat.