Ringvorlesung: Abraham, unser Vater (WiSe 2002/2003)
Die gemeinsamen Wurzeln von Judentum, Christentum und Islam
Ringvorlesung der Georg-August-Universität Göttingen und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen im Sommersemester 2002 jeweils dienstags 18.00 Uhr, Aula der Universität, Beginn: 16.4.2002
Der Anschlag vom 11. September 2001 hat die westliche Welt schockartig mit einer Realität konfrontiert, die im Nahen Osten leider Alltag ist: Drei Religionen desselben Ursprungs, die einander erbittert bekämpfen.
Auch in Europa und USA leben Juden, Christen und Muslime in zunehmend direkter Nachbarschaft. Sie haben dieselben kulturellen Wurzeln, verehren, wenn sie es denn tun, denselben Gott und verstehen einander doch nicht.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Geeignete politische, wirtschaftliche und soziale Schritte zur Entschärfung der Situation tun Not. Mindestens ebenso wichtig ist es aber, das gemeinsame kulturelle Erbe zu erkennen: im Fremden das Eigene entdecken und respektieren zu lernen. Gegenseitiges Verstehen ist inzwischen zur elementaren Überlebensfrage geworden.
Dazu will die Ringvorlesung Anstöße geben.
Die Beiträge kommen aus unterschiedlichen Universitätsfächern: Altorientalistik, Bibelwissenschaft (Altes und Neues Testament), orientalische Kirchengeschichte, Judaistik, Arabistik und Islamwissenschaft. Grundthema der Ringvorlesung ist der Stammvater Abraham, den alle drei Religionen als Gründerfigur für sich beanspruchen. An dieser Gestalt lassen sich die gemeinsamen Wurzeln, aber auch die verschiedenen historischen, geistesgeschichtlichen und kulturellen Verzweigungen in Judentum, Christentum und Islam exemplarisch veranschaulichen.
Geboten wird ein Durchgang durch weite Gebiete der jüdischen, christlichen und islamischen Kultur, der auf allgemein verständliche Weise Einblicke in den aktuellen Forschungsstand gewährt und die geistes- und kulturgeschichtlichen Hintergründe des aktuellen Themas ausleuchtet.
Die Ringvorlesung findet ab 16.4.02 jeweils am Dienstag um 18 Uhr c.t. in der Aula der Universität, Wilhelmsplatz, statt.
16.04.02 " ein Vater vieler Völker"
Die Verheißungen an Abraham im Alten Testament
(Prof. Dr. Dr. h.c. Hermann Spieckermann)
23.04.02 "Zieh hinweg aus deinem Land!"
Abraham, der Mann aus Ur in Chaldäa
(Prof. Dr. Brigitte Groneberg)
30.04.02 "Ein umherirrender Aramäer war mein Vater"
Abraham im Lichte der Quellen aus Mari
(Prof. Dr. Dominique Charpin, Paris)
07.05.02 "Öffne seinen Mund und seine Ohren!"
Wie Abraham Hebräisch lernte
(Prof. Dr. Reinhard Gregor Kratz)
14.05.02 "Und er hob seine Augen auf, und siehe"
Abrahams Gottesvision im hellenistischen Judentum
(Prof. Dr. Folker Siegert, Münster)
28.05.02 "In zehn Prüfungen erprobt"
Abrahams Versuchungen in Talmud und Midrash
(Prof. Dr. Hans-Jürgen Becker)
04.06.02 "durch Glauben gehorsam" - "durch Werke gerecht"
Streit um Abraham im Neuen Testament
(Prof. Dr. Erik Aurelius)
11.06.02 "Wir sind nicht von Abrahams Samen"
Abraham in der ostsyrischen Literatur
(Prof. Dr. Martin Tamcke)
18.06.02 Der "erste Muslim"
Abraham in Mekka
(Prof. Dr. Tilman Nagel)
25.06.02 Abraham "der Gottesfreund"
Eine sufische Deutung
(Prof. Dr. Tilman Nagel)
02.07.02 Spinoza und Hegel über Abraham
(Prof. Dr. Konrad Cramer)