Projekt Stoffwechselindikatoren Milchkuh (Indikuh)
- Die Milchkuhhaltung hat für die Landwirtschaft in Deutschland eine besonders große Bedeutung; aktuell werden bundesweit über 4,2 Mio. Milchkühe gehalten, davon allein 870.000 in Niedersachsen.
Bei den heute häufig hohen Milchleistungen der Tiere kommt einer passenden Fütterung große Bedeutung zu: Die Ration soll einerseits einen hohen Energiegehalt haben, um den Tieren eine hohe Futter- und Energieaufnahme zu ermöglichen; andererseits darf die Fermentation im Pansen nicht zu schnell ablaufen, um das Tier nicht zu überfordern, was letztlich die Energiedichte der Ration begrenzt. Um den passenden Bereich für eine Milchkuhherde möglichst gut und sicher zu treffen, hilft dem Landwirt zunächst eine umfangreiche Rationsplanung (Fasergehalt und Partikellänge des Futters, Anteil der leicht fermentierbaren Kohlenhydrate, zusammengenommen eine umfassende Strukturbewertung der Ration). Zum Controlling ist der Betrieb aber auch entscheidend auf am Tier gemessene Indikatoren (wie Milchinhaltsstoffe oder Wiederkauverhalten) angewiesen, um anhand der Reaktion des Tieres möglichst schnell beurteilen zu können, ob evtl. Anpassungen in der Fütterung notwendig sind. Ein Beispiel für einen solchen Indikator stellt der Quotient des Fett- und Eiweißgehalts der Milch (FEQ) dar: Bei knapper Energieversorgung des Tieres wird dieser sehr hoch (≥1,5), bei zu schneller Fermentation im Pansen sehr niedrig (≤1,0). Allerdings können auch verschiedene andere Faktoren Einfluss auf diese Größe nehmen, was die eindeutige Aussage in vielen Fällen erschwert.
Neben ihrer Rolle als wichtiges Instrument des Fütterungs-Controllings kommt solchen am Tier erhobenen Indikatoren in Systemen zur Bewertung der Güte der Tierhaltung (z.B. Welfare Quality Assessment Protocol, KTBL-Tierschutzindikatoren, Nachhaltigkeitsbeurteilung DLG) eine sehr wichtige Rolle zu. Dort sind sie derzeit unterschiedlich umfangreich integriert, ihr Einsatz verspricht hier aber eine umfassende Beurteilung der gerade im Milchkuhbereich wichtigen Fütterungs- und Stoffwechselsituation.
In dem gestarteten Projekt sollen verschiedene Stoffwechselindikatoren auf ihre Aussagekraft, Robustheit und Praktikabilität hin untersucht werden. Dabei werden Indikatoren für einen stabilen Pansen und für ein Energiedefizit untersucht. An der Studie beteiligt sind die Abteilungen Wiederkäuerernährung (Prof. Dr. J. Hummel; Koordination des Projekts) und Tierzucht und Haustiergenetik (Dr. A.R. Sharifi) der Universität Göttingen, das Institut für Tierernährung des Friedrich-Loeffler-Instituts für Tiergesundheit (Prof. Dr. Dr. S. Dänicke; Dr. U. Meyer) und die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (D. Albers). Weitere wichtige Kooperationspartner sind der Landeskontrollverband Niedersachsen (Dr. E. Bohlsen), die Universität Lüttich-Gembloux (Prof. Dr. N. Gengler) und das VIT Verden (J. Braunleder).
Die Erhebungen werden auf 10 Praxisbetrieben in Niedersachsen und auf dem Versuchsbetrieb des Instituts für Tierernährung (Friedrich-Loeffler-Institut) durchgeführt.
Die Untersuchung wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (Projektträger Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung BLE) im Rahmen des Programms "Indikatoren Tierwohl und Tiergerechtheit" gefördert.
Koordinator des Projekts:
Prof. Dr. Jürgen Hummel
Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der AG Wiederkäuerernährung:
Dipl. agr. Marleen Zschiesche