Lebenslauf und Forschungprofil
Seit Februar 2018 hat Tine Stein den Lehrstuhl für Politische Theorie und Ideengeschichte am Institut für Politikwissenschaft der Universität Göttingen inne. Zuvor war sie Professorin für Politische Theorie an der Christian-Albrechts-Universität Kiel am Institut für Sozialwissenschaften. Sie hat an mehreren Universitäten gelehrt und geforscht, in Bremen, Hamburg und Berlin, auch am Wissenschaftszentrum Berlin. Forschungs- und Lehraufenthalte führten sie u.a. an die New School in New York und das „Institut Michel Villey“ in Paris. Ihre Forschung wurde auch von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert, unter anderem im Rahmen eines Heisenberg-Stipendiums.
Tine Stein ist an der Universität Köln mit einer Arbeit über „Demokratie und Verfassung an den Grenzen des Wachstums“ promoviert worden. Die darin aufgeworfene Frage nach den politisch-institutionellen Bedingungen eines gelingenden gesellschaftlichen Umgangs mit den natürlichen Lebensgrundlagen stellt bis heute einen ihrer Arbeitsschwerpunkte dar, dem sie an der Universität Göttingen im Rahmen einer von der DFG geförderten Kooperation mit der CAU Kiel zum Thema „Politik und Ethik der Endlichkeit“ nachgeht.
Nach einer Station an der New School for Social Research (New York), wo sie ein Forschungsprojekt über die Repräsentation ökologischer Interessen im politischen und rechtlichen System der USA bearbeitet hat, wechselte sie auf eine Post-Doc-Stelle an das Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin. Dort hat sie sich am Arbeitsbereich für Rechtliche Grundlagen der Politik mit einer Arbeit über den ideengeschichtlichen und politiktheoretischen Beitrag der biblischen Erzählungen und des Christentums zur Herausbildung und zum Geltungsanspruch der konstitutionellen Demokratie habilitiert, die Arbeit ist im Campus-Verlag unter dem Titel „Himmlische Quellen und irdisches Recht“ erschienen. Die Forschung zu Politik und Religion setzt Tine Stein im Rahmen des Göttinger Schwerpunkts zu Religionsforschung fort, insbesondere untersucht sie, wie der universelle Geltungsanspruch der Menschenrechte auch innerhalb von Religionsgemeinschaften verarbeitet wird. Sie knüpft hier an ihre These des ‚performativen Selbstwiderspruchs der katholischen Kirche’ an, die zwar die Menschenrechte begrüßt, aber nicht auf ihre eigene institutionelle Ordnung anwendet. In diesem thematischen Zusammenhang ist sie auch als Beraterin im Forum „Macht und Gewaltenteilung“ des Synodalen Wegs tätig gewesen.
Zu ihren abgeschlossenen Forschungsprojekten zählt auch (gemeinsam mit Mirjam Künkler, NIAS, Amsterdam) die Herausgabe einer englischsprachigen Edition ausgewählter Schriften Ernst-Wolfgang Böckenfördes bei Oxford University Press. Zum Werk dieses Rechtsgelehrten und zeitgenössischen politischen Denkers hat sie darüber hinaus und ebenfalls gemeinsam mit Mirjam Künkler mehrere Sonderhefte herausgegeben (Oxford Journal of Law and Religion, German Law Journal, Constellations, Der STAAT), in der die Bedeutung Böckenfördes in systematischer und ideenhistorischer Perspektive auch jenseits des deutschen Kontexts herausgearbeitet wird.
Sie ist Mit-Herausgeberin der Zeitschrift DER STAAT.
Tine Stein legt in der Lehre besonderen Wert auf die Vermittlung von wissenschaftlichen Grundlagen durch – methodisch reflektierte – Lektüre von Schlüsseltexten, um von da aus systematisch auch Fragen der aktuellen politischen Agenda mit fundierten begrifflich-theoretischen Instrumentarien zu erörtern. Die Studierenden sollen mit Hilfe der Kenntnis des Ideenspeichers, den die Geschichte des politischen Denkens bereithält, sowie der Einübung systematischen Fragens, Analysierens und Bewertens politiktheoretischer Sachverhalte in die Lage versetzt werden, gegenwärtige Probleme besser zu durchdringen. Thematisch finden sich in den Lehrveranstaltungen u.a. auch die laufenden Forschungsarbeiten wieder (Politik und Religion, Politik und Natur, Konstitutionalismus, Zeitgenössisches Politisches Denken).