Prof. Dr. Friederike Faust

Seit Oktober 2023 bin ich Juniorprofessorin am Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie. Als Politik- und Rechtsanthropologin interessiert mich, wie Menschen mit, gegen und um Politiken, Rechte und regierende Institutionen herum ihren Alltag gestalten und ihren Anliegen Gehör verschaffen. Dabei suche ich kontinuierlich nach Möglichkeiten und Formen kulturanthropologischer Kritik – auch und insbesondere an progressiven politischen Formationen und Bewegungen.

Diesen Fragen bin ich zuletzt im Forschungsprojekt CrimScapes: Navigating Citizenship through European Landscapes of Criminalisation am Berliner Institut für Europäische Ethnologie nachgegangen: In der Forschung mit inhaftierten Frauen habe ich untersucht, wie diese ‚den Staat‘ wahrnehmen, sich zu ihm in Beziehung setzen und unter den Bedingungen der Haft ihre Rechte und Teilhabe praktizieren. Davor habe ich im Projekt Disentangling European HIV/AIDS Policies: Activism, Citizenship and Health zur Geschichte und Gegenwart der gefängnisbezogenen AIDS-Bewegung in Deutschland geforscht. Zusammen mit Kolleg:innen habe ich das European HIV/AIDS Archive aufgebaut, eine Sammlung an Oral-History-Interviews zur Geschichte der AIDS-Bewegung in Europa. Ich freue mich über Abschlussarbeiten, die mit diesem Archiv forschen möchten.

Promoviert habe ich am selbigen Institut zu der thematischen Schnittstelle von Sport, Geschlecht und Feminismus, genauer zu der Frage, wie Sport (Fußball) geschlechterpolitisch bearbeitet wird: Was passiert mit dem Fußball, wenn er sich feministischen Forderungen ausgesetzt sieht? Wie verhandeln Fußballerinnen Geschlecht? Und genauso: Welcher Feminismus hat im Kontext von männlichem Leistungsstreben und Wettkampf die Chance gehört zu werden, und welcher nicht? Zukünftig möchte ich die Schnittstelle von Frauenbewegung und Sport auch historisch bearbeiten und freue mich besonders über Abschlussarbeiten in diesem Themenbereich.

Ich nutze vorrangig Methoden des gegenwartsorientierten ethnografischen Arbeitens. Mein Schwerpunkt liegt dabei auf kollaborativen und engagierten Formaten der Feldforschung sowie reflexiven Methoden der Datenanalyse (z.B. mittels Feldforschungssupervision).

Arbeitsschwerpunkte:

Rechts- und Politikanthropologie (u.a. Citizenship, NGOs, Soziale Bewegungen)
Geschlechterforschung
Gefängnis und Strafe
Medikalisierung und Therapeutisierung von Abweichung (Drogen, Kriminalität)
Sport, Emotionen und Körper
Kollaborative und reflexive Methoden der Feldforschung