WidowsPrint
Das Projekt untersucht, welche Auswirkungen der durch den Buchdruck ausgelöste, rasante wirtschaftliche Wandel auf die Rechte und Handlungsspielräume von Witwen hatte. Ausgangspunkt des Projekts ist die auffallend hohe - jedoch bislang in der Forschung nicht wahrgenommene - Anzahl von Buchdruckerwitwen im Alten Reich, die zum Teil über mehrere Jahrzehnte selbstständig aktiv waren. Diese hohe Anzahl ist auch auf das rasche Wachstum des Gewerbes in diesem Gebiet zurückzuführen. Doch wie schnell das Gewerbe im 16. und 17. Jahrhundert tatsächlich anwuchs, ist aufgrund der stark variierenden Auflagenhöhen, die seit Langem Forschende aus verschiedenen Disziplinen vor Probleme stellen, nur schwer nachzuzeichnen.
Daher wird das Projekt anhand einer Vielzahl von unterschiedlichen, zum großen Teil unausgewerteten Quellen erstmals eine valide Datengrundlage für die Berechnungen von Auflagenhöhen erstellen, um so die wachsende Produktion einzelner Druckereien zu vergleichen. In einem zweiten Schritt wird das Projekt mithilfe der neu gewonnenen Daten aufzeigen, inwieweit diese Entwicklungen die wirtschaftlichen Handlungsmöglichkeiten von Witwen sowie ihre rechtlichen Positionen beeinflusste.
Ein wesentlicher Fokus des Projekts liegt auf der Rekonstruktion der professionellen Netzwerke der Buchdruckerinnen, vor allem ihren Beziehungen zu Verlegern, die ganze Auflagen finanzierten und so das Buchgeschäft zunehmend kontrollierten. Hierzu wird das Team innovativen Methoden, unter anderem neue Bilderkennungssoftware, einsetzen, die es ermöglichen, anhand wiederverwendeten Druckmaterials bisher unbekannte Netzwerke von Buchproduzentinnen sichtbar zu machen.