Governance of Migration to Europe and Beyond

Europäisches Forscherteam mit Beteiligung der Universität Göttingen untersucht die Reaktionen der europäischen Staaten auf die sogenannte Flüchtlingskrise von 2015


Die Migrationsbewegung nach Europa ist weiträumig als “Flüchtlingskrise” wahrgenommen worden und hat in verschiedenen europäischen Ländern unterschiedliche politische und gesellschaftliche Reaktionen nach sich gezogen. Das Forschungsprojekt RESPOND - Governance of Mass Migration in Europe and Beyond untersucht diese Reaktionen mit einem Blick auf die zentralen Steuerungsebenen wie Grenzmanagement, Schutzregime, Aufnahme- und Integrationspolitiken. Im Mittelpunkt steht hierbei die Regulierung der sogenannten Balkan Route sowie die Erfahrungen der Flucht-Migranten und -Migrantinnen.

Das Religion and Society Research Centre der Universität Uppsala koordiniert das internationale Forschungskonsortium mit 14 Projekt-Partner_innen. Sie stammen aus Ländern, durch die die Fluchtroute aus dem Mittleren Osten über den Balkan bis nach Nordeuropa führt (wie dem Irak, Libanon, Türkei, Griechenland, Österreich, Deutschland, Schweden). Das Forschungsprojekt läuft für drei Jahre von Dezember 2017 bis November 2020 mit einem Budget von 470.000 Euro für die Georg-August-Universität Göttingen. Innerhalb der drei Jahre werden acht Themenkomplexe bearbeitet, wobei die Universität Göttingen eine führende Rolle in den Themenbereichen „Grenzmanagement und Migrationskontrolle“ (Border Management and Migration Control) und „Darstellung und Untersuchung von Aufnahme-Politiken“ (Mapping and Assessing Reception Policies) übernimmt.

Methodologisch folgt die Studie einer innovativen Mehrebenenanalyse, die das Zusammenspiel verschiedener Ebenen gesellschaftlichen Handelns und Erlebens untersucht: Die Makro-Ebene der Politikformulierung und -gestaltung in europäischer und nationalstaatlicher Hinsicht, die mittlere Ebene, die das Handeln von Nichtregierungsorganisationen und zivilgesellschaftlichen Akteuren auf lokaler Ebene fokussiert, sowie die Mikroebene, die das Leben der Fluchtmigrantinnen und -migranten in den Blick nimmt.

Den Erfahrungen der Fluchtmigranten und –migrantinnen kommt in dem Projektdesign eine große Rolle zu. Damit soll explizit vermieden werden, Geflüchtete/Migrantinnen als bloße statistische Figuren und passive Bezugsgruppen von Regulationspolitiken zu verstehen. Im Gegenteil wird darauf Wert gelegt, dass Geflüchtete/Migrant_innen eine heterogene Gruppe in Bezug auf Gender, Ethnizität, Religiosität und gesellschaftliche Klasse darstellen. Neben Interviews und teilnehmender Beobachtung werden die verschiedenen involvierten Akteur_innen in Gesprächsrunden (Round Table Discussions/ Focus Groups) mit Wissenschaftler_innen und Forscher_innen interagieren.

Neben akademischen Artikeln, Bücher-Publikationen und Konferenzen werden durch das Forschungsprojekt RESPOND politische Analysen, Länderberichte und Vergleiche sowie quantitative Daten entstehen. Zudem sind verschiedene wissensvermittelnde Projekte und Formate geplant, wie u.a. ein Dokumentarfilme, Kunst-Ausstellungen, sogenannte ‚Beratungs-Knotenpunkte‘ von und mit Migrant_innen sowie Gesprächsrunden mit einer Vielzahl gesellschaftlicher Akteur_innen.