Gegenwärtige Forschungsprojekte


  • Das Visuelle als Wissenschaftssprache/Visual Heuristics
  • Argumentationstheorie der Geschichtswissenschaft
  • Designing a virtual habitat. Intercultural Signification of Urban Spaces in Processes of Migration from Modernization to Post-Urbanism
  • Handbuch der Methoden der Geschichtswissenschaft

  • (1) Das Visuelle als Wissenschaftssprache/Visual Heuristics

    Die verschiedenen Turns, die insgesamt den Cultural Turn und damit das Entstehen der Neuen Kulturwissenschaften darstellen, haben Arbeitsweisen und Kommunikationsformen innerhalb der Wissenschaften als auch an der Schnittstelle Wissenschaft / Gesellschaft verändert. Dennoch sind einige theoretische Implikationen des Cultural Turn noch nicht hinreichend in Ausdrucksformen von Erkenntnis und Wissen eingeflossen. Die Krise der Repräsentation hält hier insofern an, als klassische Texte Basistheoreme wie Pluralität, Interaktivität, Synchronizität, Konstruktivität von Wissen nicht hinreichend abbilden. Die These wäre nun, dass eine Ausweitung des medialen Ausdrucksspektrums für wissenschaftliche Erkenntnis diese theoretischen Defizite zu lösen vermag. Das Vorhaben untersucht, inwiefern visuelle Medien einerseits wissenschaftliche Erkenntnisformulierung verändern, andererseits, ob und wie sich aktuelle Probleme der Repräsentation von Synchronizität, Pluralität, Differenz und Ambivalenz visuell lösen lassen.
    Einschlägige eigene Publikationen:

    Stefan Haas und Christian Wachter: Visual Heuristics, in: Döring, Karoline; Stefan Haas; König, Mareike; Wettlaufer, Jörg (Hg.) (2022): Digital History. Konzepte, Methoden und Kritiken Digitaler Geschichtswissenschaft. De Gruyter Oldenbourg. Berlin: De Gruyter Oldenbourg (Studies in Digital History and Hermeneutics, 6), S. 213-229.
    Stefan Haas: Mediale Bedingungen der Erkenntnisformulierung und ?vermittlung in den Kultur- und Sozialwissenschaften. Theoretische und pragmatische Perspektiven, in: Fabio Crivellari/Kay Kirchmann/Marcus Sandl/ Rudolf Schlögl (Hg.): Medialität der Geschichte. Historizität und Medialität in interdisziplinärer Perspektive, UVK: Konstanz 2004, S. 211-238.
    Ders.: Vom Schreiben in Bildern. Visualität, Narrativität und digitale Medien in den historischen Wissenschaften, in: Zeitenblicke. Digitale Medien und Wissenschaftskulturen 5 (2006), Nr. 3, [2006-12-03], URL: http://www.zeitenblicke.de/ 2006/3/Haas/index_html, URN: urn:nbn:de:0009-9-6482.
    Ders.: Die visuelle Darstellbarkeit geschichtstheoretischen Wissens. Hypermediale Formen der Vernetzung empirischer und theoretischer Forschung auf www.geschichtstheorie.de, veröffentlicht auf www.clio-online.de, 2004.
    Ders.: Die Visualisierung (wissenschafts-)theoretischen Wissens in 3D-Animationen / The visualization of theoretical knowledge in 3D-animations (mit Insa Großkraumbach), in: Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik - Gerd Stanke/James Hemsley/Vito Cappelini (Hg.), Konferenzband EVA (Electronic Imaging and the Visual Arts) 2002 Berlin. Elektronische Bildverarbeitung & Kunst, Kultur, Historie. 9. Berliner Veranstaltung der internationalen EVA-Serie, November 2002, Berlin, S. 148-151.
    Ders.: History and Computer Games. Narrative structures in the age of the electronic media and their implications on historical consciousness and the theory of history, in: Attila Pók/Jörn Rüsen/Jutta Scherrer (Hg.): European History. Challenge for a common future, edition Körber-Stiftung: Hamburg 2002, S. 176-201.
    Ders.: Die Geschichtswissenschaft und der Internetauftritt der Archive, in: Frank M. Bischoff/Wilfried Reininghaus (Hg.): Die Rolle der Archive in Online-Informationssystemen, Münster 1999, S. 195-212.
    Ders.: Die Sprache des Historikers. Multimediale Perspektiven interkultureller Verständigung, in: Forschungsjournal der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster 1 (1997), S. 18-20.



    (2) Argumentationstheorie der Geschichtswissenschaft

    Dass geschichtswissenschaftliche Texte erzählen und daher narrativen Logiken und Strukturen folgen, ist mittlerweile weitgehend common sense. Dass Geschichtswissenschaft aber nicht nur erzählend beschreibt, sondern auch argumentieren muss, um ihre Interpretationen zu erläutern und durchzusetzen, ist weitgehend unerforscht. Unser Vorhaben entwickelt eine Argumentationstheorie für die Geschichtswissenschaft und lotet den Anteil des Historikers/der Historiker an der argumentativen Praxis aus.



    (3) Designing a virtual habitat. Intercultural Signification of Urban Spaces in Processes of Migration from Modernization to Post-Urbanism

    Migranten und Migrantinnen standen und stehen vor der Situation, sich in einer veränderten Lebensumgebung zurechtfinden und eine neue Identität entwickeln zu müssen. Gleichzeitig bringen sie Elemente ihrer Herkunftskultur mit. In dem Dialog herkommender und ankommender Kultur werden kulturelle Strategien entwickelt, um neue Identitäten zu bilden oder die ursprüngliche in der neuen Umgebung zu bewahren. Das Forschungsprojekt untersucht solche sinn- und identitätsgenerierende Strategien am Beispiel der Städte Berlin, London, Toronto und Singapur. Das Ziel ist dabei, strukturelle Veränderungen in der Positionierung von Migrantengruppen von der Mitte des 19. bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts herauszuarbeiten. Das Projekt basiert auf Archivstudien (historische Dimension) und Datenerhebungen mittels Fragebögen (aktuelle Dimension). 2006 konnte ein erster kurzer Abriss des Vorhabens und seiner Ergebnisse im Historischen Forum veröffentlicht werden.


    Einschlägige eigene Publikationen:
    Designing a Virtual Habitat. Sinngenerierung in posturbanen Migrantenstädten am Bei-spiel Torontos, in: Karsten Borgmann, Matthias Bruhn, Sven Kuhrau, Marc Schalenberg (Hgg.), Das Ende der Urbanisierung? Wandelnde Perspektiven auf die Stadt, ihre Ge-schichte und Erforschung, Berlin: Clio-online und Humboldt-Universität zu Berlin, 2006, (Historisches Forum: Bd. 8, S. 151-159. (Online abrufbar unter http://edoc.hu-berlin.de/e_histfor/8.)

    (4) Handbuch der Methoden der Geschichtswissenschaft
    Mehr noch als Theorie sind Methoden das unbekannte Terrain in der Geschichtswissenschaft. Lange Zeit glaubte man, mit quellenkritischer Methode und ergänzt um ein wenig Alltagshermeneutik die historische Welt rekonstruieren und interpretieren zu können. Bereits die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte war hier früh skeptisch und entwickelte ein breiteres Methodenrepertoire. In jüngster Zeit ist es vor allem die Digital History, die methodisch innovativ vorgeht und neue Wege historischer Erkenntnis auslotet. In Zusammenarbeit mit dem Springer Verlag Wiesbaden gebe ich ein Handbuch der Methoden der Geschichtswissenschaft heraus, an dem sich viele Kolleginnen und Kollegen beteiligen, um erstmals einen breiten umfassenden Blick auf die Vielfalt und Rationalität der methodischen Praxis der Geschichtswissenschaft zu geben. Die fertigen Artikel sind bereits online verfügbar, eine erste Printversion soll Ende 2024 erscheinen.
    https://link.springer.com/referencework/10.1007/978-3-658-27798-7

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