Inhalte des Studiums: Fächer der Theologie
Das Theologiestudium gliedert sich in fünf klassische Themenbereiche (Disziplinen). Obwohl sich je nach Zielsetzung der Studiengänge die Gewichtung der Disziplinen und der Fokus auf das jeweilige Fach unterscheidet, liegen sie gemeinsam allen Studiengängen Ev. Theologie und Ev. Religion zugrunde.
- 1. Altes Testament
Das Alte Testament als erster Teil der christlichen Bibel wird unter allen Aspekten seiner Enstehungsgeschichte untersucht und auf seine vielfältigen theologischen Wirkungen hin befragt. Folgende Hauptvorlesungen, die mit und ohne Sprachkenntnisse besucht werden können, werden regelmäßig angeboten: Geschichte Israels, Einleitung in das Alte Testament, Theologie des Alten Testaments. Zusätzlich zu den Lehrveranstaltungen, in denen mit dem hebräischen Text gearbeitet wird, werden für Lehramtsstudierende in jedem Semester mindestens zwei Seminare angeboten, die keine Hebräischkenntnisse voraussetzen. - 2. Neues Testament
Das Studium des Neuen Testaments hat eine historische und eine hermeneutische Dimension. Es dient dazu, das NT philologisch und historisch-kritisch auszulegen und zugleich für die Gegenwart zu erschließen. Für die Arbeit mit dem NT sind griechische Sprachkenntnisse erforderlich. Folgende Hauptvorlesungen werden im Fach NT im viersemestrigen Turnus angeboten: Einleitung in das NT, Theologie des NT, Geschichte des Urchristentums. Darüber hinaus werden die Hauptschriften des NT (synoptische Evangelien, Paulusbriefe, johanneische Schriften) regelmäßig ausgelegt. - 3. Kirchengeschichte
befasst sich mit den historischen Ereignissen, die in kirchlichem Zusammenhang stehen, sowie mit der Theologie- und Dogmengeschichte. Diese behandelt die Entstehung und Entwicklung von theologischen Konzepten, Lehr- und Bekenntnistraditionen. Dabei ist die gesamte Philosophie- und Geistesgeschichte mit im Blick. Die Hauptvorlesungen orientieren sich an den Epochen Alte Kirche, Mittelalter, Reformation und Neuzeit; sie werden in regelmäßigem Turnus angeboten. Dazu kommen die komprimierten Überblicksvorlesungen für das Bachelor-Studium. - 4. Systematische Theologie: Dogmatik und Ethik
entfaltet den spezifischen Sinngehalt der Inhalte des christlichen Glaubens (Dogmatik) und die Grundlegung christlicher Lebensführung (Ethik) in ihrer Bedeutung für die Selbst- und Weltwahrnehmung des modernen Menschen. Der reformatorischen Tradition, der Umbildung traditioneller Lehraussagen im Zuge ihrer Kritik durch die Philosophie und Theologie der Neuzeit sowie den Phänomenen von Religion überhaupt kommt dabei ein besonderes Interesse zu.
Die Systematische Theologie bietet regelmäßig Vorlesungen zu allen Teilgebieten der Dogmatik (Prolegomena, Gotteslehre, Anthropologie, Christologie, Ekklesiologie, Eschatologie), zur Theologiegeschichte des 20. Jahrhunderts, zur Philosophiegeschichte sowie einen Grundriss der Dogmatik an.
In der Ethik wird angeboten: Geschichte der Ethik, Grundlegung der Ethik und Anwendungsfragen der Ethik. Ein Spezifikum Göttingens ist die Professur für Reformierte Theologie, die sich mit der reformierten Dogmatik und Bekenntnisbildung sowie der Sozialgestalt des Reformiertentums in Geschichte und Gegenwart befasst. - 5. Praktische Theologie und Religionspädagogik
analysiert die verschiedenen Facetten religiöser Praxis in der Gesellschaft und reflektiert von diesen Wahrnehmungen her kirchlich verantwortetes Handeln in verschiedenen Bereichen: Gottesdienst (Liturgik), Predigt (Homiletik), Seelsorge (Poimenik), helfendes Handeln (Diakonie), Organisation und Leitung (Kybernetik), Bildung in Schule und Gemeinde (Religionspädagogik).
Zu allen Schwerpunkten werden jedes Semester (Diakonie: jedes 2. Semester) verschiedene Veranstaltungen angeboten. Praktisch-theologische Hauptvorlesungen werden in einem viersemestrigen Zyklus zur Homiletik, Liturgik, Poimenik sowie zu einem kybernetischen oder diakonischen Thema angeboten.
Die Religionspädagogik ist gleichzeitig die Fachdidaktik für das Lehramtsstudium. Im Bereich der Religionspädagogik werden folgende Hauptvorlesungen regelmäßig angeboten: Geschichte und Theorie der Religionspädagogik, Religiöse Bildung von Jugendlichen und Erwachsenen, Soziologische und entwicklungspsychologische Perspektiven, Methoden und Medien im Religionsunterricht.
Die Göttinger Fakultät bietet zusätzlich zu den fünf klassischen als weitere Disziplinen die Religionswissenschaft, die Judaistik und die Ökumenische Theologie an.
- 6. Religionswissenschaft
erforscht die vielgestaltige Welt der Religionen: sowohl große Traditionen wie Islam und Buddhismus, aber auch regionale Religionskulturen (z. B. Chinas oder Mittelamerikas), bis hin zu Neuen Religionen der Gegenwart. Folglich kommen unterschiedliche wissenschaftliche Perspektiven und Arbeitsmethoden zur Anwendung, z. B. empirische, historisch-philologische und vergleichend-systematische. Themen von Hauptvorlesungen sind u.a. Religionsstifter, Tod und Todesbewältigung, Einführung in einzelne religiöse Traditionen, Ethik der Religionen, Geschichte der Religionsforschung, Neue Religionen. - 7. Judaistik
ist die Wissenschaft vom Judentum in allen seinen Erscheinungsformen. Die Fragestellungen, Methoden und das interdisziplinär ausgerichtete Lehrangebot sind entsprechend vielfältig. In Göttingen werden neben einem neuhebräischen Sprachkurs regelmäßig Vorlesungen, Seminare und Übungen zu Talmud und Midrash, zur jüdischen Religion, Philosophie und Mystik, zu Festen und Gebräuchen und zur jüdischen Schriftauslegung angeboten. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die deutschsprachige jüdische Literatur des 20. Jahrhunderts. - 8. Ökumenische Theologie
erweitert den Horizont durch den Blick in andere christliche Konfessionen und Ausprägungen des Christentums. Schwerpunkt ist in Göttingen das Orthodoxe Christentum; daneben werden Formen christlichen Glaubens und Lebens in Afrika, Asien und anderen durch europäische Mission geprägten Gegenden betrachtet.
Im Bereich der Ökumenischen Theologie werden regelmäßig Überblicksvorlesungen angeboten zu: Konfessionskunde, Ökumenik, Missionsgeschichte, Orthodoxie, Orientalisches Christentum. Seminare und Übungen haben den Schwerpunkt im Bereich der Ostkirchengeschichte und werden durch regelmäßige Exkursionen ergänzt.
Themen und Inhalte der einzelnen Fächer werden exemplarisch anhand der aktuell angebotenen Veranstaltungen deutlich. Diese können Sie dem elektronischen Vorlesungsverzeichnis (UniVZ) entnehmen.