Bürokratie im Alltag
Der Alltag breiter Bevölkerungsschichten und die dort erlebte Geschichte sind zentrale Forschungsgegenstände des Fachs Volkskunde. Da liegt es nahe, die Begegnung zwischen der Bevölkerung und Staatsorganen zum Gegenstand einer Untersuchung zu machen.Die dem Projekt vorangestellte Hypothese lautet: Die Bürokratie greift mittlerweile in einer Art und Weise in das Alltagsleben der Bevölkerung ein, daß sie als immmer aktuelle Bedrohung in den meisten Köpfen präsent ist. Die Frage ist, ob hier nicht in aller Stille eine Macht herangewachsen ist, die weniger die Anordnungen anderer ausführt als vielmehr ein eigenes für niemanden mehr durchschaubares Regelwerk entwickelt hat. Das Projekt beschäftigt sich auch mit der Form der Kommunikation, die im Dialog zwischen Staatsdienern und den Betroffenen sichtbar wird. Zentrale Fragestellungen sind: Auf welchen Ebenen, in welchen Bereichen, in welcher Kommunikationsformen finden Begegnungen zwischen Beamten und Bürgern statt, wer führt sie aus, wer ist betroffenen? Lassen sich Kategorien bilden und Muster erkennen? Das Projekt schließt die Recherche einzelner Fälle (z.T. vor Ort), eine Kontaktaufnahme zu „Amtsgeschädigten“ und narrative Interviews mit den Betroffenen ein. Als eine erste Dokumentation hat Dr. Edmund Ballhaus eine Sammlung von Fallbeispielen herausgeben, die im Februar 1997 unter dem Titel „Die Paragraphenreiter“ im Beck-Verlag erschienen ist.
Leitung:
Dr. Edmund Ballhaus