Das Institut für Politikwissenschaft trauert um PD Dr. Klaus Detterbeck
Unser Kollege Klaus Detterbeck wurde 1966 in Holzhausen bei Göppingen geboren, wo er auch sein Abitur machte. Nach dem Zivildienst bei der Arbeiterwohlfahrt Heidelberg blieb er zunächst Baden-Württemberg treu und absolvierte von 1991 bis 1997 an der Universität Heidelberg ein Magister-Studium der Politikwissenschaft mit den Nebenfächern Psychologie und Philosophie mit Auslandsstudienaufenthalten am Trinity College Dublin. Im Anschluss bewarb er sich erfolgreich beim DFG-Graduiertenkolleg „Die Zukunft des Europäischen Sozialmodells“, das an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen durchgeführt wurde. Prof. Peter Lösche zog ihn ins Umfeld der Göttinger Parteienforschung und betreute Klaus Detterbecks Dissertation, die er zum „Wandel politischer Parteien in Westeuropa“ mit einer Untersuchung von Organisationsstrukturen, politischer Rolle und Wettbewerbsverhalten großer Parteien vergleichend über Dänemark, die Bundesrepublik, Großbritannien und die Schweiz im Jahr 2001 abschloss. Eine Stelle als Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl von Prof. Wolfgang Renzsch (Universität Magdeburg) eröffnete Klaus Detterbeck dann den Weg in die Wissenschaft, den er im Anschluss einschlug. An der Universität Magdeburg wirkte er von 2000 bis 2017 viele Jahre, unterbrochen von mehreren Vertretungsprofessuren an anderen Hochschulen: an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe (2009-10), der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd (2013-2016) und im Wintersemester 2016/17 an der Georgia Augusta, wo er die Professur für das Politische System der Bundesrepublik Deutschland vertrat. 2018 wechselte er dann dauerhaft auf eine Wissenschaftliche Mitarbeiterstelle am Institut für Politikwissenschaft der Universität Göttingen.
Nach der Ausbildung in Heidelberg und der Promotion in der Göttinger Schule der Parteienforschung wandte sich Klaus Detterbeck in Magdeburg mit der Forschung über Föderalismus neuen Themen zu, die er mit alten Interessen der Parteienforschung zu verbinden wusste. Daraus entstand eine innovative und fruchtbare Forschung über Parteien in „multi-level systems“. Der territorialen Dimension der Parteienforschung öffnete er mit seiner Magdeburger Habilitationsschrift 2009 neue Perspektiven, die (in englischer Sprache 2012 veröffentlicht) international Beachtung fanden. Zahlreiche internationale Kontakte, vor allem in seine Vergleichsländer Großbritannien, Spanien, Belgien und Österreich bildeten für Klaus Detterbeck ein enges professionelles Netzwerk, aus dem zahlreiche kollaborative Publikationen hervorgingen. Mit dem Handbook of Territorial Politics (2018) sowie als Mitherausgeber der Zeitschrift Territory, Politics, Governance hat er wichtige und bleibende Markierungen hinterlassen. Auch das Thema Europäische Integration fand seine Beachtung, wobei er sich auch mit dem Verhältnis von Politikwissenschaft und Politikdidaktik befasste und unter anderem mit einem Jean-Monnet-Projekt zur Europabildung in der Schule der politischen Bildung nachhaltige Impulse gab. Lehrbücher zu verschiedenen Themen zeigen die Wichtigkeit, die Klaus Detterbeck der Vermittlung von Forschungsergebnissen in guter und zugänglicher Lehre zumaß.
Seine vielfältigen Erfahrungen als wissenschaftlicher Mitarbeiter und als Vertretungsprofessor an Hochschulen verschiedener Bundesländer und mit diversen Studierendengruppen brachte Klaus Detterbeck mit viel Elan und großem Engagement, stets mit Umsicht, Geduld und Humor, warmherzig und unprätentiös in seine Tätigkeit am Institut für Politikwissenschaft ein. Vertrauensvoll konnten sich Studierende wie auch Kolleginnen und Kollegen an ihn wenden und fanden immer ein offenes Ohr für ihre Anliegen. Klaus Detterbeck war ein hochgeschätzter Kollege, und ein sehr beliebter Dozent: Er verknüpfte seine große fachwissenschaftliche Kompetenz mit einer ausgeprägten Fähigkeit, komplexe Inhalte anschaulich zu vermitteln und seine Studierenden mit kognitiv aktivierenden und handlungsorientierten Methoden für Politik und die vergleichende politikwissenschaftliche Forschung zu politischen Systemen, Parteien und der Europäischen Integration zu begeistern. Wie bereits in Karlsruhe und Schwäbisch Gmünd schätzten auch an der Georgia Augusta nicht zuletzt die Lehramtsstudierenden seine Fähigkeit, auch unterrichtspraktische Methoden in anspruchsvolle Hochschullehre zu integrieren und die gesellschaftliche Relevanz von politikwissenschaftlicher Forschung auch für die spätere Zielgruppe der Schülerinnen und Schüler herauszuarbeiten und fassbar zu machen.
Klaus Detterbeck ist am 15. September 2023 einen Tag nach seinem 57. Geburtstag nach schwerer Krankheit viel zu früh verstorben. Wir sind tief bestürzt und können es noch immer nicht fassen.
Unser aufrichtiges Beileid gilt seiner Familie und allen Angehörigen.
Prof. Dr. Andreas Busch
Prof. Dr. Simon Fink
Prof. Dr. Simon Franzmann
Prof. Dr. Anja Jetschke
Prof. Dr. Monika Oberle
Prof. Dr. Tine Stein
Wir Studierende trauern um PD Dr. Klaus Detterbeck.
Er hat als langjähriger Dozierender bis zuletzt einige Jahrgänge von uns Studierenden geprägt. Fast jeder von uns hat eine Lehrveranstaltung bei ihm erleben dürfen, in der er uns für verschiedene Themen begeisterte und das Interesse für eigene Forschung beflügelte. Sein besonders fairer und großzügiger Umgang mit uns Studierenden wird uns sehr fehlen. Seine nahbare Art als Dozent hat ihn für uns ausgezeichnet. Für individuelle Probleme hatte er immer ein offenes Ohr. Sein für uns plötzlicher Tod macht uns außerordentlich betroffen. Er wird eine große Lücke am Institut für Politikwissenschaft, am Campus und in unserem Studium hinterlassen. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie.
Die Fachgruppe Politikwissenschaft als Vertretung der Studierenden