Berufswege

Und was willst du dann damit machen? - Auf jeden Fall ist Taxifahren nicht die einzige Möglichkeit! Ehemalige Komparatistikstudierende sitzen in ganz unterschiedlichen Positionen und gehen ganz unterschiedlichen Tätigkeiten nach. Es zeigt sich, dass in den meisten Stellen - ob im Kulturbetrieb oder in Unternehmen, Stiftungen und Ähnlichem - Kommunikationsfähigkeiten entscheidend sind. Vermittlung, die Zusammenführung unterschiedlicher Denkweisen und Disziplinen: Das sind die zentralen Fähigkeiten, die ein Komparatistikstudium über die literaturwissenschaftlichen Inhalte hinaus beibringen kann. Unten sind einige Ehemalige der Komparatistik in Göttingen mit ihren Arbeitsbereichen aufgeführt.


  • Julia Benner - Professorin für Neuere deutsche Literatur / Kinder- und Jugendliteratur und -medien am Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin
    "Am Studium der Komparatistik hat mir vor allem gefallen, dass man interessengeleitet studieren konnte. Wir konnten aus einem relativ großen Angebot an Lehrveranstaltungen auswählen und individuelle Studienprofile entwickeln. Diese Studienform setzt ein hohes Maß an Eigenverantwortung und Entscheidungsfreudigkeit voraus, hat aber aus meiner Sicht viele Vorteile. Weiterhin gab es viele spannende Lehrveranstaltungen und Lehrpersonen, sodass ich insgesamt sehr viel aus meinem Studium mitgenommen habe. Allerdings gab es zu meiner Zeit so gut wie keine Lehrveranstaltungen zu Kinder- und Jugendliteratur."

  • Anna Bers - Wissenschaftliche Mitarbeitern für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft am Seminar für Deutsche Philologie der Georg-August-Universität Göttingen
    "Als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der germanistischen Literaturwissenschaft erforsche und unterrichte ich die Theorie, Praxis und Geschichte literarischer Texte. Der Modus des Vergleichs ist dabei nicht nur manchmal, sondern tatsächlich jeden Tag mein Handwerkszeug. Als Germanistin betreibe ich also vorsätzlich „Vergleichende Literaturwissenschaft" und verlasse systematisch den sprachlichen, kulturellen und historischen Rahmen meines Fachbereichs.
    In meinem Komparatistik-Studium habe ich soziologische Vorlesungen, wissenschaftsgeschichtliche Lektürekurse, ethnologische Übungen und natürlich verschiedenste philologische Veranstaltungen besucht. Bis heute profitiere ich nicht nur vom breiten Wissen, das mir zugänglich gemacht wurde, sondern auch vom Einblick in die Kultur und Methodik ganz verschiedener Fächer. „Allgemeine Literaturwissenschaft" bedeutet für mich also auch, Literatur als Phänomen an der Schnittstelle verschiedenster Disziplinen, ihrer Theorien und Methoden zu verstehen."

  • Till Deininger - Forum W bioland
    "Nach meinem Studium der Komparatistik, der Mittleren und Neueren Geschichte sowie der Italienischen Philologie führte mich meine erste Station über die Messe Frankfurt gleich zurück nach Italien. Im Deutscher Pavillon „Fields of Ideas“ auf der Expo 2015 in Mailand führte ich die Vorfeldkommunikation in allen deutschen Bundesländern durch und begleitete in Mailand Journalisten aus der ganzen Welt. Thema war nachhaltige Ernährung der Weltgemeinschaft. Im Studium habe ich mir die Fähigkeit erarbeitet komplexe Themengebiete theoretisch fundiert zu durchdringen und zu vermitteln. Das war damals die Basis und ich setze sie noch heute jeden Tag bei Bioland ein: schriftlich und mündlich, strukturell und strategisch – über unterschiedlichste Medien. Wir bieten im B2B-Bereich Weiterbildungen mit dem Ziel an, den Teilnehmenden Wissen und Bewusstsein zu vermitteln, damit sie im Alltag mehr Entscheidungen für heimische Bio-Produkte treffen. Das Studium ermöglichte mir damals meiner Neugier an Büchern, Film und Musik nachzugehen. Die vielseitigen und inspirierenden Begegnungen in Göttingen und Pisa prägen bis heute meine Perspektive auf die (Arbeits-)Welt."

  • Mareike Dietzel - Leitung Marketing & Kommunikation Hörbuch Hamburg Verlag
    "Bei meiner Arbeit bei Hörbuch Hamburg wird besonders deutlich, wie wichtig interdisziplinäres Denken ist: Buch und Hörbuch sind eng miteinander verbunden, aber das Hörbuch liefert oft noch eine weitere Bedeutungsebene, z.B. durch die Auswahl der Stimme, Ergänzung durch Musik oder durch die Regie. Wir im Marketing und der Kommunikation haben die Aufgabe, dieses besondere Etwas herauszustellen und damit zu werben."

  • Emily Allegra Dreyfus - Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Postdoc Network Brandenburg an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf

  • Helge Ernst - Projektmanager im stadtLABOR Soest
    "Was ich aus dem Komparatistik-Studium vor allem mitgenommen habe, ist, über den Tellerrand zu schauen. Die Idee, aus Vergleichen zu Lernen und diese überhaupt anzustreben, um zu wissen, was an anderen Stellen passiert und wie die eigene Position/Arbeit/Perspektive eingeordnet werden kann, hat mich doch sehr nachhaltig geprägt. Interdisziplinär und intermedial zu denken ist für mich nach wie vor entscheidend, insb. in der Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit und dem Projektmanagement. Das Komparatistikstudium hat mir viel Freiraum ermöglicht und mein Fokus auf digitale Kultur im Erasmus-Studium und in meiner Master-Arbeit hat mich erst in die Werbung und dann in den Bereich des digitalen Wandels im öffentlichen Dienst geführt. Auch wenn ich heute fernab der Literaturwissenschaft arbeite, versuche ich doch immer einen Blick darauf zu haben, was Medien und Technologien mit Menschen machen und umgekehrt – ein roter Faden, der mich seit meinem Studium begleitet."

  • Dr. Sabina Fazli - Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Obama Institute, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

  • Wenyan Gu - Schriftstellerin und Associate Professor für Komparatistik, Fakultät für Sinologie, East China Normal University, Shanghai.
    "Die Jahre in Göttingen als Studentin der Komparatistik waren für meine berufliche und persönliche Entwicklung entscheidend. Was ich an diesen Jahren liebe, ist die absolute wissenschaftliche und intellektuelle Freiheit, die mir dieses Studium verliehen hat. Wir hatten die Möglichkeit, aus einem großen Angebot an Lehrveranstaltungen auszuwählen, denn die Komparatistik ist von ihrem Wesen her eine interdisziplinäre Wissenschaft. Bis heute treibt mich meine Ausbildung in vergleichender Literaturwissenschaft dazu an, die Grenzen der akademischen Disziplinen, oder eigentlich die Grenzen im Allgemeinen, zu überschreiten."

  • Raphael Iwanczuk - Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Ellert & Richter Verlag

  • Malin Johansson - Schnittstellenmanagerin Manga, Carlsen Verlag
    "Aus Perspektive der Manga-Redaktionen agiere ich in den Schnittstellen zwischen den Abteilungen (Produktionsmanagement, Marketing, Vertrieb, Presse- und Veranstaltungsabteilung) und richte meine Arbeit auf eine Optimierung der gemeinsamen Prozesse und unserer Zusammenarbeit aus. Darüber hinaus betreue ich Approval-Abläufe und bin hauptverantwortlich zuständig für die Materialbestellung unserer jährlich rund 400 erscheinenden Manga-Titel. Diese Tätigkeiten schließen den Austausch mit unseren japanischen Lizenzgebern sowie das Monitoring sämtlicher Angebote und Rechnungen ein.
    Besonders am Komparatistik-Studium gefallen hat mir das tiefe Eintauchen in diverse literarische Texte sowie der selbstgewählte Fokus auf die Literary Animal Studies. Inhaltlich ist das Studium nicht länger in meinem Beruf relevant, dennoch ist das Handwerk - die Analyse vielfältiger Quellen, die Verknüpfung (scheinbar) verschiedener Sichtweisen, die Auswertung des Wesentlichen - unverzichtbar."

  • Catharina Koller - Programm-Managerin Code Week, Körber-Stiftung

  • Vera Kostial - Projektmanagement, Schöffling & Co Verlag
    "Die Komparatistik hat mir gezeigt, wie viele verschiedene Zugänge es zu einem einzigen Text geben kann – und, was überhaupt alles als ‚Text‘ bezeichnet werden kann. Weil ich damit auch nach dem Masterabschluss weiterarbeiten wollte, habe ich zu politischer Gegenwartsliteratur promoviert, bevor ich ins Verlagswesen eingestiegen bin. Beim Frankfurter Verlag Schöffling & Co. habe ich zunächst Lesungen und Veranstaltungen organisiert und bin nun für abteilungsübergreifendes Projektmanagement zuständig. Dabei geht es sehr viel um Kommunikation, darum, den Überblick zu behalten und Dinge durchzuplanen – alles Fähigkeiten, die man aus dem Komparatistik-Studium mitnimmt."

  • Anna-Marie Mamar - Pressereferentin Sachbuch, Verlagsgruppe HarperCollins

  • Amelie May - Projektstelle »an|grenzen« im Literarischen Zentrum Göttingen, Referentin für Veranstaltungen beim Campus Verlag.
    "Schon während meines Studiums der Komparatistik, Neueren Deutschen Literatur und Kunstgeschichte fing ich im Literarischen Zentrum Göttingen als Volontärin an und durchlief im Anschluss für drei Jahre mehrere Positionen. Nun arbeite ich als Referentin für Veranstaltungen beim Campus Verlag.
    Das frei und flexibel gehaltene Studium der Komparatistik hat mich maßgeblich in meiner Interessensfindung und Urteilsfähigkeit gestärkt – und mir zu meiner einzig absoluten Überzeugung verholfen, absolute literarische Bewertungen zu meiden und im Zweifelsfall anderen Raum zu geben.
    Fundierte literaturwissenschaftliche Ausbildung, Entwicklung der Diskussionsfähigkeit und ein aufrichtiges Interesse an Multiperspektive, das eigener (gesellschaftspolitischer) Positionierung vorangeht – das bedeutet mir Komparatistik."

  • Jennifer Rojahn - Kunstarchivarin / Art Archivist, Sammlung HGN Kunsthalle Duderstadt

  • Annie Rutherford - Literaturübersetzerin, Programmmanagerin.
    "Die Arbeit der Literaturübersetzerin ist in ihrer Essenz komparatistisch. Es geht ja nicht nur um das Übertragen von Wörtern, sondern um ein Verständnis, wie ein Text in unterschiedlichen Kulturen unterschiedlich rezipiert wird. Oft muss man überlegen und begründen – etwa wenn man Gutachten oder Fördergelderanträge schreibt – ob und wieso ein Buch sich fürs Übersetzen ins Englische eignet: Wie würde das Buch in dieser neuen Umwelt wirken? Wenn man dann am Text arbeitet, muss man sich fragen, welches Wissen für das Ursprungspublikum selbstverständlich war, und was für die Zielleserschaft erklärt werden muss. Soll man Humor und kulturelle Anspielungen importieren oder sich aneignen – und wie findet man vergleichbare Anspielungen in der Zielsprache? Man muss dabei nicht nur interkulturell, sondern auch oft intermedial denken. Aus dem Komparatistik-Studium habe ich mitgenommen, wie man einen literarischen Text als Teil eines kulturellen und sozialen Netzwerks verstehen kann, und diese Wahrnehmung trägt nicht nur zu meinen Entscheidungen bei, wenn ich einen Text übersetze, sondern zu meinen Überlegungen darüber, welche Bücher übersetzt werden – und wieso."

  • Hanna Sellheim - Literaturwissenschaftlerin und Journalistin, Volontärin bei der Madsack-Mediengruppe
    „Mein literaturwissenschaftliches Wissen ist bei meiner Arbeit als Journalistin natürlich immer hilfreich, wenn es um kulturelle Themen geht oder ich Rezensionen schreibe. Aber auch in anderen Bereichen: zum Beispiel, um politische Narrative dekodieren, Pressemitteilungen kritisch lesen und gut argumentierte Artikel schreiben zu können. Darauf hat mich gerade die Komparatistik mit ihrem weiten Literaturverständnis und ihren interdisziplinären Ansätzen gut vorbereitet."