Dr. Angela Daalmann
1. Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?
In meinem Leben gibt es zwei dominante Stränge. Der eine Strang ist der Sport – ich habe selbst viele Jahre Leistungssport getrieben (Basketball), als Trainerin gearbeitet und fast jedes große Sportereignis im Fernsehen verfolgt. Der andere Strang ist mein Faible für andere Länder und Kulturen. Ich habe drei Jahre meines Lebens in den USA studiert und gearbeitet und bin immer viel gereist. Als dann eine Stelle ausgeschrieben war als Referentin für internationale Angelegenheiten beim LandesSportBund Niedersachsen, war das für mich wie ein Volltreffer. Dass ich diese Stelle bekommen habe, lag schon fast auf der Hand. Inzwischen hat sich mein berufliches Profil verändert (Stabsstelle für Grundsatzfragen), die internationale Arbeit ist aber weiterhin in meinem Bereich angesiedelt und meine Leidenschaft.
2. Wer hat Sie in Ihrem beruflichen Umfeld am stärksten unterstützt? Hatten Sie Vorbilder, die Ihren Werdegang beeinflusst haben?
Ich hatte keine Vorbilder in meinem Bereich, weil dieser neu geschaffen wurde, und ich die Möglichkeit hatte, bei null durchzustarten. Dennoch hatte ich generelle Vorbilder. Ich beschäftige mich seit Jahren mit dem Thema Erfolgstraining, gebe in dem Bereich auch Seminare. Dabei haben mich Persönlichkeiten wie Anthony Robbins, Cheryl Richardson, Dr. Wayne Dyer, John Wooden oder Michael Jordon inspiriert. Was meine Arbeitseinstellung und auch die Einstellung zum Thema Erfolg angeht, bin ich durchaus ein bisschen amerikanisch geprägt.
3. Wenn Sie an Ihre aktuelle Arbeit denken, können Sie positive wie auch negative Aspekte nennen?
Positiv ist, dass ich innerhalb meines Arbeitsbereiches viel Gestaltungsspielraum habe, dass ich tolle Menschen kennenlerne und in spannenden Netzwerken unterwegs bin – innerhalb des Sports, aber auch in Verwaltung und Politik, national wie international. Beruhigend ist sicherlich das regelmäßige Gehalt. Da ich in Göttingen wohne und nach Hannover pendele, verbringe ich sehr viel Zeit an Bahnhöfen und in Zügen – und die sind ja bekanntlich nicht immer pünktlich. Aber das ist ja meine persönliche Wahl.
4. Wie stellen Sie Ihre „Work-Life Balance“ her, also die Vereinbarkeit, bzw. den Einklang von Beruf und Privatleben?
Durch die Pendelei geht schon recht viel Zeit verloren. Ich versuche weiterhin 2-3 Mal pro Woche Sport zu machen. In jedem Fall hilft es mir, draußen in der Natur zu sein: zu wandern oder Rad zu fahren. In jungen Jahren hatte ich sehr viel Energie und auch Ehrgeiz. Da waren mir die Pausen nicht so wichtig. Inzwischen achte ich mehr darauf, mir Auszeiten zu gönnen und bewusst abzuschalten.
5. Was sind Ihre persönlichen Interessen, die vielleicht auch zu Ihrem Beruf geführt haben?
Siehe Frage 1
6. Mit welchen Problemen hatten Sie während Ihres Karriereverlauf zu kämpfen?
Von Problemen kann ich nicht wirklich sprechen. Herausforderungen gab es einige, z.B. die Arbeitsberechtigung in den USA zu bekommen oder andere ehrgeizige Projekte. Aber das hat mich eher beflügelt als abgehalten – eine Eigenschaft, die ich auch jetzt im Beruf weiterhin pflege.
7. Welche Empfehlungen haben Sie für Absolventinnen in diesem Berufsfeld?
In meinen Erfolgsseminaren sage ich gerade den jüngeren Teilnehmenden – und ich zähle Studierende dazu – immer wieder, wie wichtig es ist, sich selbst, seine Werte und seine Leidenschaften zu entdecken. Wer im Beruf gegen seine bzw. ihre Werte und Glaubenssätze agieren muss, darf mit ungefähr 40 Jahren fast sicher mit einem Burnout rechnen. In frühen Jahren Zeit und vielleicht auch ein bisschen Geld darin zu investieren, sich selbst besser kennenzulernen, um sich im Beruf stimmig zu verwirklichen, erspart später viel Frust, Nerverei und oft auch gesundheitlich Schäden.
Und was ich Absolventinnen im Speziellen raten kann: Frauen, habt (mehr) Mut!
8. Spielt Gleichstellungsarbeit in Ihrem Berufsfeld eine Rolle? Wie beurteilen Sie die Geschlechterverhältnisse und Ihre Rolle als Frau in Ihrem Beruf?
Als Leiterin der Stabsstelle für Grundsatzfragen bin ich für den politischen Bereich der Gleichstellungsarbeit verantwortlich, insofern spielt das Thema bei mir eine große Rolle. Der Sport kann zwar viele weibliche Mitglieder vorweisen (in Niedersachsen etwa 44%), in den Führungsstrukturen – sowohl auf der hauptberuflichen Ebene als auch im Ehrenamt sind weibliche Führungskräfte allerdings immer noch deutlich in der Unterzahl. Um dieses zu ändern, hat der LandesSportBund Niedersachsen bereits viele erfolgreiche Programme zur Frauenförderung umgesetzt. Unser Ziel ist es, dass der Anteil von Frauen in den Führungsstrukturen ihrem Mitgliederanteil entspricht.