Nicole Häusler

1. Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?
Ich habe Ethnologie, Kommunikationswissenschaften und Agrarsoziologie in Göttingen studiert. Meine Magisterarbeit habe ich während eines sechsmonatigen Aufenthalts in Indien über die Auswirkungen des Tourismus in Goa geschrieben. Nach meinem Studium war ich zunächst tätig als Fotoredakteurin, dann als Studienreiseleiterin und freiberufliche Reisefotografin in Südostasien. Mein beruflicher Weg führte mich mehrere Jahre nach Thailand und Bolivien, wo ich als Tourismusberaterin gearbeitet habe. Seit 2005 bin ich Geschäftsführende Gesellschafterin bei „mascontour – Tourism Consulting & Regional Planning“ und führe Beratungen für nachhaltigen Tourismus vor allem in Europa, Asien und Südamerika durch. Darüber hinaus arbeite ich als Dozentin an der ‚Hochschule für nachhaltige Entwicklung’ in Eberswalde und bin zertifizierte Organisationsberaterin. Seit 2009 bin ich part-time PhD Candidate an der Leeds Metropolitian University (International Centre for Responsible Tourism). Eines meiner Lebensmottos ist also “Nie aufhören, lernen zu wollen!“.


2. Wer hat Sie in Ihrem beruflichen Umfeld am stärksten unterstützt? Hatten Sie Vorbilder, die Ihren Werdegang beeinflusst haben?
Unterstützt haben mich meine Mutter, mein Ehemann und die Supervisors meiner Doktorarbeit aus Großbritannien. Ein Vorbild von mir ist Mahatma Ghandi - „Never give up“, auch wenn die andere Seite übermächtig erscheint.


3. Wenn Sie an Ihre aktuelle Arbeit denken, können Sie positive wie auch negative Aspekte nennen?
Eine positive Seite ist, dass sich viel bewegt im Thema „Nachhaltigkeit im Tourismus“. Negativ hingehen ist, dass es sich viel zu langsam bewegt!


4. Wie stellen Sie Ihre „Work-Life Balance“ her, also die Vereinbarkeit, bzw. den Einklang von Beruf und Privatleben?
Ich treibe 2-3 Mal in der Woche Sport. Außerdem versuche ich, einen Laptop-freien Tag in der Woche zu haben, was allerdings sehr schwierig einzuhalten ist. Ich achte darauf, meine Familie und meine FreundInnen zu sehen und mit ihnen nicht nur über die Arbeit zu sprechen. Aber es ist grundsätzlich schwierig, als Freiberuflerin mit einem eigenen kleinen Unternehmen eine wirklich gute Balance zu halten!


5. Was sind Ihre persönlichen Interessen, die vielleicht auch zu Ihrem Beruf geführt haben?
Ich hatte schon immer Interesse am Reisen und an fernen Ländern. Zu meinem Beruf geführt hat mich auch mein frühes Interesse, in der Entwicklungszusammenarbeit tätig zu werden.


6. Mit welchen Problemen hatten Sie während Ihres Karriereverlauf zu kämpfen?
Problematisch waren für mich insbesondere Kurzzeiteinsätze von 2-3 Wochen, bei denen aufgrund der Komplexität eigentlich 2-3 Monate benötigt werden, um gute Ergebnisse für die betroffene Region zu erzielen. Ich hatte bisher nie – In’schallah – eine berufliche Durststrecke. Ein Hindernis war vor 15-20 Jahren meine schlechten Sprachkenntnisse in Englisch und Spanisch, was ich aber hartnäckig aufgearbeitet habe. Es wäre allerdings von Vorteil, wenn französisch oder portugiesisch noch eine weitere Berufssprache von mir wären.


7. Welche Empfehlungen haben Sie für Absolventinnen in diesem Berufsfeld?
Viel Flexibilität, Selbstbewusstsein und Hartnäckigkeit sind gefragt – und immer wieder die Bereitschaft, sich auf etwas Neues einzulassen und neues zu lernen.


8. Spielt Gleichstellungsarbeit in Ihrem Berufsfeld eine Rolle? Wie beurteilen Sie die Geschlechterverhältnisse und Ihre Rolle als Frau in Ihrem Beruf?
Obwohl ca. 70% Frauen Ethnologie und/oder Tourismus studieren, findet frau wenig leitende Frauen im Topmanagement, sei es im Hospitality oder Tourismusbereich. Hier gäbe es noch große Potentiale. Ich merke aber, dass meine männlichen Kollegen einfach viel besser dabei sind, Seilschaften aufzubauen als wir Frauen. Wir Frauen müssten diesbezüglich viel strategischer vorgehen. Ich persönlich mache immer wieder die Erfahrung, dass potentielle Kunden zunächst direkt meinen Geschäftspartner ansprechen – und das, obgleich er sechs Jahre jünger ist als ich.