Im Rahmen des Provenienzforschungsprojektes wurde von August 2017 bis Juli 2019 die Herkunft von 430 histologischen Schnittserien menschlicher Embryonen und Föten in der sogenannten „Humanembryologischen Dokumentationssammlung Blechschmidt“ am Zentrum Anatomie der Universität Göttingen untersucht. Die Präparate waren Grundlage für das wissenschaftliche Lebenswerk des Anatomen Erich Blechschmidt (1904-1992), der von 1942 bis 1973 das damalige Anatomische Institut leitete. International bekannt sind die 61 großformatigen, öffentlich zugänglichen Lehrmodelle im Zentrum Anatomie zur Entwicklung des Menschen, die auf Basis der Schnittseriensammlung erstellt wurden.

Blechschmidt machte in seinen Publikationen kaum Angaben über die Herkunft und Gewinnung der Präparate, insbesondere in den ersten Jahren seiner Göttinger Tätigkeit während der NS-Zeit. Aufgabe des durch die Zentrale Kustodie der Universität Göttingen koordinierten Projektes war es, eine umfassende Dokumentation der Schnittserien, ihrer Gewinnung, Integration in die Sammlung und Nutzung vorzulegen. Die breite Quellenbasis hierfür umfasste neben den Präparaten, ihren Metadaten und zugehörigen dokumentarischen Fotografien unter anderem eine umfangreiche Institutsüberlieferung mit hunderten Briefen zu Einsendungen von Präparaten und entsprechenden Anfragen Blechschmidts, Archivalien aus Hochschul- und staatlichen Archiven sowie nicht zuletzt Zeitzeuginnen und -zeugen.

Eine Zusammenfassung der Projektergebnisse und der auf ihrer Grundlage formulierten sammlungsethischen Empfehlungen ist unter https://doi.org/10.3249/ugoe-publ-2 zugänglich. Das Projekt bearbeitete Dr. Michael Markert.