Work Experience
Wie und in welchen Bereichen kann ich nach meinem Studium beruflich tätig werden? Die meisten Studierenden stellen sich diese Frage erst kurz vor ihrem Abschluss – und damit viel zu spät. Das Althistorische Seminar bietet deswegen regelmäßig die Workshop-Reihe Berufe für Altertumswissenschaftler*innen an. Dort führen Lehrende, die nach ihrer eigenen altertumswissenschaftlichen Ausbildung heute in unterschiedlichsten Berufsfeldern aktiv sind, in ihre Tätigkeit ein, geben Praxiserfahrungen weiter und beraten zu Wegen in den Job. In den vergangenen Jahren wurden so unter anderem Verlagslektorat, Wissenschaftsjournalismus, Museumskuration und -pädagogik, Kulturmanagement, Fundraising und Kulturtourismus vorgestellt. Begleitet wird das Angebot durch ein Bewerbungscoaching mit Option zur individuellen Prüfung von Bewerbungsunterlagen.
Unabhängig von diesem Seminarangebot können Sie jederzeit mit uns eine Sprechstunde vereinbaren, um sich über Fragen und Möglichkeiten rund um den Berufseinstieg, Praktika und ähnliche Themen auszutauschen. Je nach Sachlage vermitteln wir Sie anschließend auch gerne an den Career Service, an die Fachstudienberatungen oder an andere zuständige Stellen weiter. Daneben unterhalten wir Kontakte zu verschiedenen Einrichtungen und Organisationen, mit denen wir etwa in der Projektlehre zusammenarbeiten. All diese Aktivitäten sollen unseren Studierenden nicht abnehmen, sich eigenständig orientieren und mit Bewerbungen im offenen Wettbewerb durchsetzen zu müssen. Wir wollen Ihnen allerdings zielgerichtete "Starthilfen" bieten, die eng mit unserer fachlichen und methodischen Ausbildung verzahnt sind, auf der unser eigener Schwerpunkt liegt.
In der Regel beginnt der Weg in den Beruf mit ersten Erfahrungen in Form von Praktika. Die folgenden Erfahrungsberichte unserer Studierenden sollen Ihnen einen kleinen Eindruck von Einstiegsmöglichkeiten, Inhalten und dem Verhältnis von Studium und Berufspraxis aus Sicht der Beteiligten geben.
Lucia Schwerdt (MA Antike Kulturen – Alte Geschichte):
Praktikum bei der Zeitschrift Antike Welt Erfahrungsbericht
Über das Projektseminar
Berufe für Althistoriker und Althistorikerinnen, in dem Holger Kieburg seine Tätigkeit als Chefredakteur der Zeitschrift
Antike Welt vorgestellt hat, bin ich auf diese Zeitschrift als möglichen Praktikumsgeber aufmerksam geworden. Meine Hauptaufgabe dort war die redaktionelle Bearbeitung der Beiträge in Text und Bild, d.h. Korrekturlesen, aber auch das Erstellen von Bildverzeichnissen, außerdem Bildrecherche und die Betreuung der Facebookseite. Dafür habe ich im Internet aktuelle Meldungen aus den Bereichen Kultur und Archäologie gesichtet und Teasertexte verfasst, wobei es gar nicht so leicht war, den wissenschaftlichen Schreibstil aus dem Studium abzuschütteln.
Aus meinem Studium konnte ich bei diesen Tätigkeiten hauptsächlich allgemeine Arbeits- und Methodenkompetenzen, wie Korrekturlesen oder Bildrecherche, anwenden. Neben den vielfältigen Eindrücken von der Arbeit bei einer Geschichtszeitschrift war für mich ein großer Pluspunkt des Praktikums bei der
Antiken Welt, dass ich zusätzlich Einblicke in die übergeordnete Verlagsarbeit der
Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, insbesondere in die Arbeitsweisen des Geschichtslektorats, bekommen habe.
In diesem (und weiteren Praktika) wurde deutlich, dass für die Arbeitswelt erste Vorerfahrungen in den jeweiligen Bereichen wichtig sind. Ich kann daher nur allen, die überlegen, in den Verlagsbereich (oder Museum etc.) zu gehen, empfehlen, vorher ein Praktikum zu machen, da man über ein mehrwöchiges Praktikum bereits erkennen kann, welche Tätigkeiten in den jeweiligen Arbeitsbereichen den Arbeitsalltag ausmachen und dementsprechend, ob das wirklich die Arbeit ist, die man später auf Dauer (oder zumindest länger) machen möchte. Auch Unikurse wie BWL für Geisteswissenschaftler, Öffentlichkeitsarbeit oder auch Gebärdensprache und andere können als erste Erfahrungen sehr nützlich für diverse Bereiche der Kulturarbeit sein und sind gerne gesehen.
Sophia Lindemann (Geschichte / Latein des Mittelalters und der Neuzeit):
Praktikum beim Deutschen Archäologischen Institut Erfahrungsbericht
Im Rahmen meines Studiums hatte ich mich entschlossen ein Praktikum zu absolvieren. Das
Deutsche Archäologische Institut war mir bereits aus dem Proseminar Alte Geschichte bekannt und bietet den Vorteil, dass Deutsch stets die vorherrschende Sprache ist. Somit informierte ich mich auf der Website des DAIs und schickte die erforderlichen Unterlagen Mitte Juni 2019 an den Abteilungsleiter des Bereichs Bibliothek/Archiv. Die Antwort folgte wenige Tage darauf mit einer Zusage, welcher organisatorische Aspekte bzgl. Anreise sowie der gestellten Unterkunft folgten.
Vor Ort bezog sich meine Hauptaufgabe auf Mappen mit Bildvorlagen aus dem 19. Jahrhundert, welche noch nicht im Katalog aufgenommen waren. Nach einer Sortierung erfolgten die Signaturvergabe sowie die physische und inhaltliche Erfassung der abgebildeten archäologischen Objekte. Zusätzlich erfolgte die Erstellung von Links zwecks medialer Verknüpfungen zu der wiss. Objektdatenbank. Letztlich wurden die einzelnen Blätter für die Langzeitarchivierung verpackt. Des Weiteren besuchte ich das Außenmagazin. Außerdem habe ich einen Einblick in den Werdegang einer Archivarin im Ausland erhalten und die damit verbundenen Möglichkeiten zu Weiterbildung. Unerwartet waren die vielen Nachfragen, zumal lediglich eine Archivarin angestellt ist und die Bestandsbearbeitung noch am Anfang steht. Zusätzlich erhielt ich durch andere Stipendiaten einen Einblick in verschiedene akademische Laufbahnen an Universitäten. Separat habe ich ein DAAD-Stipendium beantragt, welches ich empfehlen kann.
Ich kann dieses Praktikum jedem empfehlen, der sich für (Alte) Geschichte interessiert und neue Erfahrungen im Bereich der wissenschaftlichen Arbeit sammeln möchte. Das Institut ist primär ein Forschungsinstitut und weist dadurch ein Spektrum an Möglichkeiten auf. Abseits der Theorie des Studiums erlebte ich die praktische Arbeit und die Aktualität der Forschungen. Keinesfalls sollte man sich durch Nichtbeherrschung der Landessprache abschrecken lassen, allerdings ist es empfehlenswert Vorwissen bzgl. wiss. Arbeitsweise mitzubringen. Generell ist ein (freiwilliges) Praktikum im Studium sehr bereichernd und sollte auch mit Blick auf Berufsmöglichkeiten absolviert werden. Mich hat dieses Praktikum bestätigt, weiterhin den Beruf der Archivarin anzustreben.
N. N. (MA Antike Kulturen – Alte Geschichte):
Wissenschaftliches Volontariat im Museum Erfahrungsbericht
Ausstellungen planen und umsetzen? Für mich gehört das nach dem Abschluss meines althistorischen Studiums jetzt zu meinen beruflichen Tätigkeiten. Zugegebenermaßen assistiere ich hauptsächlich, denn ich absolviere ein zweijähriges wissenschaftliches Volontariat. Das ist der übliche Einstieg in die Museumswelt nach einem wissenschaftlichen Studium. Auf die Stelle bin ich auf der Website des Deutschen Museumsbundes aufmerksam geworden und über schriftliche Bewerbung und Vorstellungsgespräch gelang der Sprung in die Antikenabteilung.
Ich arbeite im wissenschaftlichen Bereich eines Museums, das einen Schwerpunkt auf Sonderausstellungen legt. Deshalb ist Projektarbeit ein Kerngebiet meiner Tätigkeit, und zwar je nach dem jeweiligen Bearbeitungsstand von der Konzeption einer Ausstellung über die Eröffnung bis hin zu ausstellungsbegleitenden Tätigkeiten, wie Themenführungen. Entsprechend abwechslungsreich ist der Arbeitsalltag: Wissenschaftliche Recherche geht einher mit Ideenfindung für die Vermittlung von Inhalten an Besucher*innen. Inhaltlich arbeite ich sowohl mit aus dem Studium wohlvertrauten altertumswissenschaftlichen Inhalten, als auch mit anderen Themen. Nebenbei laufen Tätigkeiten, welche die Sammlung des Museums betreffen, z.B. Arbeiten mit der Objektdatenbank. Außerdem gehört zum Volontariat die Ausbildung: Die Volontär*innen der Einrichtung kuratieren eigene Projekte und erhalten regelmäßig Fortbildungen, welche die diversen Arbeitsfelder der Museumswelt abdecken.
Mein Studium hat mich auf den klassisch wissenschaftlichen Bereich meiner derzeitigen Tätigkeit vorbereitet. Dass man mit diesem Hintergrund zunächst mit sehr viel Neuem am Arbeitsplatz konfrontiert wird, ist normal. Die Vertrautheit mit wissenschaftlichen Inhalten bildet die Basis für die Tätigkeiten in einer archäologischen Sammlung. Weil man für Ausstellungen beispielsweise immer die Bedürfnisse von Besucher*innen berücksichtigen muss, lerne ich, wissenschaftliche Erkenntnisse zu vermitteln und gewinne dadurch auch selbst eine neue Perspektive für die Forschung. Inwieweit man langfristig in diesem Bereich Fuß fassen kann, ist aufgrund des begrenzten Arbeitsmarktes kaum planbar. Die Erfahrungen im Volontariat sind für mich eine wertvolle Horizonterweiterung, sowohl was wissenschaftliche Tätigkeiten anbelangt als auch generell die Aneignung von Kompetenzen für die Arbeit im Kultursektor angeht.
Studierenden empfehle ich, Praktika während des Studiums zu absolvieren. Die sind inzwischen zum ‚Must-have‘ geworden, was die erfolgreiche Bewerbung für wissenschaftliche Volontariate anbelangt. Gern gesehen sind besonders Praktika in einer Abteilung oder einem Museum, die der Stelle, für die man sich bewirbt, besonders nahekommen. Gut ist es auch, wenn man im Rahmen des Studiums an einem museumsnahen Projektseminar, vielleicht sogar einem Ausstellungsprojekt, mitwirken kann.
Jana Kotulla (MA Antike Kulturen – Alte Geschichte):
Tätigkeit an der Römerschlacht am Harzhorn Erfahrungsbericht
Die archäologische Fundstätte
Römerschlacht am Harzhorn hat seit ein paar Jahren eine Kooperation mit dem Althistorischen Seminar der Uni Göttingen. Dort und auch in der Bibliothek der Klassischen Archäologie finden sich immer wieder Aushänge, wenn neue Guides gesucht werden. So wurde ich auf die Möglichkeit eines „längerfristigen Praktikums“ neben dem Studium aufmerksam. Nach ersten Besuchen bei Führungen vor Ort nahm auch ich meine Tätigkeit dort auf und entdeckte bald gute Ergänzungsmöglichkeiten zum Studium der Antiken Kulturen und Alten Geschichte. Die Arbeit vor Ort bietet nicht nur die Möglichkeit praktische Einblicke – in die Waffenkunde der römischen Armee und einige ihrer Truppenteile – zu bekommen, exklusiv etwas über den neuesten Forschungsstand vor Ort zu erfahren und das Trainieren von freiem Reden vor größeren Gruppen, sondern auch Chancen, die für das spätere Berufsleben von Vorteil sein können. So gibt es die Möglichkeit, die Arbeit mit Schülern zu erproben oder bei der Organisation von größeren Veranstaltungen mitzuwirken.
Andersherum sind die Kenntnisse aus dem Studium sehr hilfreich; je nach Studienrichtung ergänzen sich diese sehr gut mit der Gruppe der anderen Guides. Egal ob Grabungspraxis, Vorkenntnisse über die römische Armee, Wirtschaft oder Kaiserzeit helfen dabei, die eigene Führung individuell zu gestalten; Rechercheerfahrungen aus dem Studium helfen dabei, sich stets den aktuellen Forschungsstand anzueignen und selbst Führungen oder Aktivitäten vor Ort zu erarbeiten.
Wer Freude an der Arbeit mit Menschen hat oder sich vielleicht schwer am Reden vor Gruppen tut, kann am Harzhorn und im Team der Guides mit den flexiblen Einsatzmöglichkeiten und -zeiten viele gute Erfahrungen sammeln, die gut zum Studium der Altertumswissenschaften passen. Zudem kann es, wie bei mir, bei der Berufsfindung helfen, um herauszufinden, ob man sich die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen oder an archäologischen Stätten vorstellen kann.
Silvia Klohr (MA Antike Kulturen – Alte Geschichte):
Praktikum am Historischen Museum der Pfalz Erfahrungsbericht
„Ich studiere Antike Kulturen mit dem Schwerpunkt Alte Geschichte.“ „Ahh… ok… und was machst du dann später mal?“ Diese oder so ähnliche Gespräche verfolgen mich seit meinem ersten Semester. Alle weiteren Erklärungen meinerseits, dass ich im Bereich Museum, der Erwachsenenbildung oder in der Wirtschaft auch außerhalb der Uni Arbeitsmöglichkeiten habe, folgte meist nur ein weiteres „Ahh… ok“ und dann ein schneller Themenwechsel.
Meine eigenen Angaben zu meinen späteren beruflichen Möglichkeiten waren also ähnlich vage, wie die Vorstellung meiner Gesprächspartner, was ich denn in den genannten Bereichen tatsächlich machen könnte. Diese Unsicherheit nach meinen tatsächlichen Möglichkeiten erwischte irgendwann auch mich. Allerdings hatte ich das Glück, im folgenden Semester auf die Veranstaltung „Berufe für Altertumswissenschaftler*innen“ aufmerksam zu werden. Nach den drei Workshop-Terminen, in denen wir Einblicke in mögliche Berufsfelder bekamen, und einem Bewerbungscoaching, wagte ich mich dann auch an ein Praktikum heran.
Ich habe mein Praktikum im
Historischen Museum der Pfalz in Speyer absolviert und durfte die Entstehung einer Ausstellung miterleben. Nach einer kleinen Einarbeitungsphase bekam ich schnell eigene Aufgaben erteilt: Das waren zunächst Rechercheaufgaben beispielsweise zu Heilgottheiten oder Votivgaben, aber auch mit der Datenbank der Ausstellung wurde ich vertraut gemacht und pflegte dort Informationen ein. Am meisten Spaß machte mir aber das Schreiben von Entwürfen für Leihanfragen. Hier konnte ich auf die Soft Skills zurückgreifen, die ich mir durch das Schreiben von Hausarbeiten während meines Studiums antrainiert habe. Die sechs Wochen Praktikum vergingen für mich viel zu schnell und ich hätte gerne noch mehr Zeit gehabt, um auch die nächsten Schritte der Entstehung der Ausstellung mitzuerleben.
Wenn ich heute nach meinen Plänen für die Zeit nach meinem Studium gefragt werde, dann sage ich, dass ich im Bereich Museum arbeiten möchte und fange ganz automatisch an von meinen Erfahrungen zu erzählen, die ich während meines Praktikums machen durfte. Mein Praktikum hat mir die Möglichkeit gegeben, das theoretische Wissen über die Arbeit im Museum mit eigenen praktischen Erfahrungen zu verbinden. Außerdem hat es mir gezeigt, was ich mir an vielfältigen Fähigkeiten im Studium angeeignet habe, die ich in meinem Dasein als Student als selbstverständlich angesehen habe.
Ich kann jedem nur raten, ein Praktikum während der Studienzeit zu machen. Das „Ausprobieren“ eines Berufsfelds, aber auch die anderen persönlichen Erfahrungen sind durch nichts zu ersetzen.