Philosophie und Beruf
„Und was kann man später mit einem Abschluss in Philosophie machen?“ Diese Frage stellen sich viele, die sich für ein Philosophiestudium interessieren. In der Tat bereitet dieses Studium nicht auf ein klares Berufsbild außerhalb von Schule und Hochschule vor. Wer Philosophie studiert, tut dies in der Regel aus Begeisterung für das Fach und für die Weiterentwicklung seiner Persönlichkeit.
Dennoch finden viele Absolventinnen und Absolventen der Philosophie eine anspruchsvolle und adäquate Beschäftigung. Dafür kommen verschiedene Bereiche in Frage, die wir Ihnen im Folgenden vorstellen.
Karriere außerhalb von Schule und Wissenschaft: Berufswege Göttinger Philosophie-Absolvent*innen
Karriere außerhalb von Schule und Wissenschaft: Berufswege Göttinger Philosophie-Absolvent*innen
Hier finden Sie die Berufswege von ehemaligen Studierenden der Philosophie aus Göttingen. Anhand dieser Beispiele können Sie einen Eindruck davon gewinnen, in welchen Bereichen außerhalb von Schule und Hochschule man mit einem Philosophiestudium arbeiten und auf welche Weise man in diese Berufe gelangen kann.- Beratungsunternehmen (Gordon Naninga Fließ)
- Bibliotheken (Markus Schmidt)
- Hochschulverwaltung (Fatime Görenekli)
- Kommunalverwaltung (Joachim Berchtold)
- Lektorat (Dr. Stephan Ditschke)
- Training (Dr. Malte Engel)
- Pressestelle (Angela Görlach)
- Software-Entwicklung (Antonia Schwichtenberg)
- Vereine und Verbände (Dr. Katrin Reuter)
- Volkshochschule (Veit Bohlen)
Wichtig ist: Der Studienabschluss allein reicht nicht aus, um in diesen Feldern eine Beschäftigung zu finden. Es liegt an Ihnen, während des Studiums zusätzlich nötige Kenntnisse und Praxiserfahrung zu erlangen. Tipps dafür finden Sie weiter unten.
Schuldienst
Schuldienst
Ein Lehramtsstudium bereitet Sie darauf vor, in der Schule die Fächer Philosophie oder Werte und Normen zu unterrichten (in anderen Bundesländern existieren stattdessen Fächer wie „Ethik“ oder ähnliches). Voraussetzung dafür ist natürlich, dass Ihnen der Umgang mit Kindern und Jugendlichen verschiedener Altersgruppen liegt. Es empfiehlt sich, dass Sie dies frühzeitig durch ein Schulpraktikum ausprobieren. Wenn Ihnen dieser Weg als eine sinnvolle Option erscheint, sollten Sie sich von Beginn an für ein Lehramtsstudium entscheiden. Ihre Chancen auf eine direkte Einstellung können Sie erhöhen, indem Sie dazu ein zweites Fach wählen, für das voraussichtlich besonderer Bedarf besteht, oder ein Drittfach studieren.Übrigens haben Sie mit einem abgeschlossenen Lehramtsstudium in Philosophie (M. Ed.) auch die meisten Optionen, die Ihnen ein M. A. bietet. Sie können sich also später immer noch für einen anderen Weg als den Schuldienst entscheiden. Wenn Sie möglicherweise promovieren wollen, ist es hilfreich, zusätzlich zum Pflichtprogramm weitere Seminare zu besuchen, um einen Bereich der Philosophie zu vertiefen.
Allgemeine Informationen zum Lehramtsstudium finden Sie hier sowie Beratungsangebote hier.
Karriere in der Wissenschaft
Karriere in der Wissenschaft
Viele Studierende der Philosophie wollen am liebsten in der Wissenschaft bleiben, also an der Universität lehren und eigene Forschungsthemen verfolgen. Dies bedeutet in der Regel, Professorin oder Professor zu werden. Dazu ist nötig, im Anschluss an das Studium zunächst zu promovieren (Dauer meist 3-5 Jahre) und anschließend in der Regel weitere 5-8 Jahre zu forschen, bevor Sie sich auf eine Professur bewerben können.Wenn Sie sich für die Wissenschaft als Beruf interessieren, können gegen Ende des Master-Studiums Lehrende darauf ansprechen, ob eine Promotion für Sie sinnvoll wäre. Weitere Informationen zum Promotionsverfahren finden Sie auf den entsprechenden Seiten der Philosophischen Fakultät.
Sie sollten eine Karriere in der Wissenschaft allerdings nicht als einzige Option verfolgen. In diesem Bereich gibt es viele hochqualifizierte Bewerberinnen und Bewerber auf wenige Stellen, viele befristete und kurze Arbeitsverhältnisse und Sie erfahren erst zu einem späten Zeitpunkt in ihrer wissenschaftlichen Laufbahn, ob Sie dauerhaft an der Universität bleiben können. Zudem müssen Sie in der Regel räumlich sehr mobil sein. Machen Sie sich in jedem Fall Gedanken darüber, welcher Weg für Sie eine Alternative wäre, und erwerben Sie dafür hilfreiche Kenntnisse.
Tipps zur Berufsvorbereitung
Tipps zur Berufsvorbereitung
Frühzeitig informieren und beraten lassenÜberlegen Sie frühzeitig, welche Berufsfelder für Sie in Frage kommen könnten. Nutzen Sie dafür Erfahrungsberichte und Literatur (siehe unten). Interessant können auch einige Vorträge für Studierende der Sozialwissenschaftlichen Fakultät sein, bei denen Personen aus der beruflichen Praxis berichten.
Weitere Unterstützung bei der Berufsfindung geben Ihnen professionelle Coaches im Zukunftsbüro: Praktikum – Beruf – Karriere der Philosophischen Fakultät.[Das Angebot der Studienberatung zu Praktikum und Berufseinstieg musste leider eingestellt werden.] Die Karriereberaterinnen erstellen mit Ihnen ein individuelles Kompetenzprofils, helfen Ihnen dabei, Ihr Berufsziel zu konkretisieren, erarbeiteten Suchstrategien für Jobs und Praktika und geben Tipps zur Gestaltung von Bewerbungsunterlagen. Literatur zu diesen Themen finden Sie in der Infothek des Zukunftsbüros.
Muss es „Kultur“ sein?
Viele Studierende interessieren sich am meisten für eine Arbeit im Kulturbereich, etwa in Verlagen, Museen oder bei der Organisation von Kulturveranstaltungen. Wenn Sie genau dafür brennen, sollten Sie dies auch durchaus verfolgen. Es sollte Ihnen aber bewusst sein, dass die Chancen auf (gute) Stellen in diesem Bereich tendenziell schlechter sind als in anderen Bereichen. Es wird häufiger von schlechter Bezahlung, hoher Unsicherheit aufgrund kurz befristeter Verträge und längeren Zeiten der Arbeitssuche berichtet.
Daher kann es sinnvoll sein, über eine Tätigkeit in anderen Bereichen nachzudenken. In Betracht kommen etwa – je nach Zusatzqualifikation – Tätigkeiten in den Bereichen Kommunikation (auch in Unternehmen), IT, in Beratungsunternehmen oder in Bereichen der öffentlichen Verwaltungen.
Zweitfach gezielt auswählen
Sie erhöhen Ihre beruflichen Möglichkeiten deutlich, wenn Sie im B.A. ein praxisnahes Zweitfach wählen. Viele ehemalige Studierende empfehlen hierfür etwa Informatik, Rechtswissenschaften oder Volkswirtschaftslehre. Mit diesen Zweitfächern erwerben Sie gefragte Fähigkeiten und erschließen sich Berufsfelder, die Sie mit einem rein geisteswissenschaftlichen Studium kaum erreichen können.
Praktika absolvieren
Für viele Absolventinnen und Absolventen ist ein Praktikum entscheidend für den Berufseinstieg. Oft werden Stellen für Berufseinsteiger gar nicht ausgeschrieben, sondern an bereits bekannte Personen vergeben. Ein Praktikum ermöglicht es Ihnen auch, ein Berufsfeld erst richtig kennenzulernen und zu prüfen, ob es zu Ihren Neigungen und Fähigkeiten passt.
Allerdings gilt für Praktika nicht „je mehr, desto besser“. Schließlich sollten Sie mit Ihrer Zeit sorgsam umgehen. Informieren Sie sich daher vor einem Praktikum möglichst gut über das jeweilige Berufsfeld (etwa durch Praktikumsberichte) und machen Sie ein Praktikum nur, wenn Sie ernsthaftes Interesse an dem Arbeitsfeld haben.
Unterstützung bei der Suche nach einem Praktikum erhalten Sie im Zukunftsbüro: Praktikum – Beruf – Karriere der Philosophischen Fakultät.
Weiterbildungen
Die Georg-August-Universität Göttingen bietet Ihnen im Bereich „Schlüsselkompetenzen“ ein breites Angebot an Kursen an. Wählen Sie gezielt solche Angebote aus, die für Ihren angestrebten Bereich sinnvoll sind. Sie können hier beispielsweise Grundkenntnisse in Betriebswirtschaftslehre und im Programmieren erwerben oder die Grundlagen empirischer Sozialforschung erlernen. In vielen Bereichen sind auch Erfahrungen im Schreiben in nicht-akademischen Kontexten nützlich, etwa durch kleinere journalistische Arbeiten.
Philosophische Methoden ernst nehmen
Vermutlich werden Sie in Ihrem Beruf nicht mit den konkreten Inhalten zu tun haben, die in der Philosophie vermittelt werden. Dagegen sind die Methoden, mit denen im Studium Texte und Probleme behandelt werden, nach Berichten von Absolventinnen und Absolventen für viele Arbeitsbereiche sehr nützlich. Sie lernen dabei, sich präzise auszudrücken, Begriffe klar zu fassen, in komplexen Texten die wesentlichen Punkte und Argumente zu erkennen und in Debatten verschiedene Standpunkte einzunehmen. Bei der Einübung dieser Fähigkeiten erhalten Sie in Göttingen viel Unterstützung, etwa durch Tutorien. Nutzen Sie diese Angebote, um an Ihren Fähigkeiten zu arbeiten.
Praxisorientierte und interdisziplinäre Master-Studiengänge
In Deutschland gibt es mittlerweile eine Reihe von Master-Studiengängen, die Aspekte der Philosophie mit einem Anwendungsfeld und anderen Wissenschaften verknüpfen. Die meisten Angebote verbinden Philosophie entweder mit Neuro- und Kognitionswissenschaften oder mit Wirtschaftswissenschaften (teilweise zusätzlich mit Rechts- und Politikwissenschaften). Weitere Angebote bieten eine Spezialisierung auf Medizinethik und -recht oder Wirtschaft der Umwelt. Auch im Ausland existieren ähnliche Angebote, die allerdings oft Gebühren kosten.
Solche Master-Studiengänge können eine Option für Studierende sein, die ihr Interesse an Philosophie mit einer Karriereperspektive in einem bestimmten Praxisfeld verbinden wollen. Sie sind in der Regel mit einem B.A. in Philosophie zugänglich, wobei unter Umständen weitere Bedingungen zu erfüllen sind. Es empfiehlt sich, bereits im B.A. schwerpunktmäßig Seminare in dazu passenden Bereichen der Philosophie zu belegen sowie sich rechtzeitig über die Eingangsvoraussetzungen und die Qualität des angestrebten Studiengangs zu informieren.
Niveau des Studienabschlusses
Für die meisten anspruchsvolleren Positionen erwarten Arbeitgeber in der Regel einen Abschluss auf Master-Niveau. Ein B. A.-Abschluss reicht also für solche Tätigkeiten oft nicht aus. Jüngere und kleinere Unternehmen, z. B. Start-Ups, beschäftigen jedoch auch gerne B. A.-Absolventinnen und Absolventen und suchen oft eher nach zur Unternehmenskultur passenden Persönlichkeiten als nach fachlichem Profil.
Mit einer Promotion kann man dagegen für manche Berufsfelder schon überqualifiziert sein. Der Beginn einer Promotion sollte daher sorgfältig überlegt sein.
Weiterführende Literatur
- Helge Klausener (Hg.): Berufe für Philosophen. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2004.
- HU Berlin (Hg.): HU Berlin (Hg.): Berufsfelder für Geistes- und Sozialwissenschaftlerinnen. 4. Aufl. 2015.
- Weitere Literatur finden Sie in der Infothek des Zukunftsbüros der Fakultät.