Schwerpunkte


Momentan gibt es drei Schwerpunkte innerhalb des Labors:

1) Migrations- und Grenzregimeforschung
Die unter diesem Schwerpunkt gruppierten Forschungsarbeiten beschäftigen sich mit Aspekten des europäischen Migrations- und Grenzregimes, seinen Institutionen, Akteure, Diskursen und Praktiken. Gemeinsam ist den Forschungen, aktuelle Modifikationen der Wissensproduktion und policy einzufangen und zu analysieren. Hierbei operieren wir insbesondere mit dem Regime-Begriff, der ein „mehr oder weniger ungeordnetes Ensemble von Praktiken und Wissens-Macht-Komplexen“ bezeichnet. So lassen sich Regulationen als Produkte von Aushandlungen zwischen verschiedenen Akteure begreifen, wobei nicht etwa der Staat auf der einen und die Bewegung der Migration auf der anderen Seite zu lokalisieren wären. Mit unseren Forschungen zielen wir darauf, große Entitäten zu dekonstruieren und damit einer kulturanthropologischen Forschungsperspektive zu öffnen; es gilt, nicht nur die programmatischen Turns von Regimen, sondern auch die Subjektivierungen dieser Turns und damit auch die Techniken und Akteure dieser Turns ins Blickfeld zu rücken. „Regime“ oder auch „Assemblagen“ bieten sich als eine Querschnittsperspektive an, da somit Aushandlungen und Emergenzen, Veränderungen und Genealogien in den Vordergrund treten. Gleichzeitig lässt sie eine wissensreflexive Perspektive zu, um der Genese von Kategorien wie „Migration“ oder „Migrant“, Verbindungen mit anderen Rationalitäten sowie deren subjektivierende Folgen nachzugehen. Unsere Forschungsarbeiten verstehen wir als Schlaglichter auf Veränderungen des Migrations- und Grenzregimes, welche einen punktuellen Zugang zu einem sich permanent verändernden Wissens-Macht-Netzwerk eröffnen. mehr...

2) Urbane Regime der (Post-)Migration
Die Forschungsprojekte in diesem Schwerpunkt des Labors untersuchen die Ambivalenzen der Zugehörigkeit und differentiellen Inklusion, die Auseinandersetzungen in den Institutionen und Netzwerken der Stadtpolitik wie auch die Kämpfe der Migration unter diesen Bedingungen. Wir untersuchen Techniken und Strategien urbanen Regierens und alltägliche Praktiken in unterschiedlichen politischen Feldern aus der Perspektive der (Post-)Migration. Das heißt für uns nicht nur, die Ambivalenzen des Integrationsdiskurses und migrationsbezogener Politiken in der Stadt zu fokussieren. Vielmehr gilt es nach wie vor, die Konjunkturen, aber auch die aktuellen Kämpfe der Stadtpolitik im Allgemeinen (bspw. die „Recht auf Stadt“-Bewegung) rassismustheoretisch zu hinterfragen und aus der Perspektive der Migration gesellschaftstheoretisch zu konzeptionalisieren. Wir verstehen städtische Politik und die Praktiken der verschiedenen Felder als Ergebnisse von Aushandlungsprozessen zwischen verschiedenen Perspektiven, Praktiken und Institutionen des Regierens als auch gegenüber autonomem Praktiken der Migration. Das Konzept „Regime” fasst diese Aushandlungsprozesse, welche aus Diskursen, Praktiken, Normen, Materialitäten in Zeit und Raum – mitsamt ihrer Fehler, Zufälle und Synergien – bestehen. mehr...

3) Repräsentation der Migration
Die Sichtbarkeitsmodi der Migration werden auf den offiziellen Repräsentationsbühnen Deutschlands in aller Regel von einem nationalen Blickregime bestimmt. Dieses rekurriert auf Dispositive, die in Zusammenhang mit nationalen und kolonialen Projekten entworfen und praktiziert wurden. Infolgedessen wurde eine nachhaltig wirksame Verhältnissetzung zwischen der imaginierten Nation und den vermeintlichen „Anderen“ produziert, die immer wieder neu und in veränderten Konstellationen die Migration als Problem, Abweichung oder Exotik peripherisiert und gleichzeitig sich als sesshaft, stabile, normale nationale Gesellschaft zentralisiert. Auf Basis einer ethno-kulturell argumentierenden Kulturdefinition werden Gegenüberstellungen und Hierarchisierungen als Wissensbestand materialisiert und nach nationalen Logiken gesellschaftliche Sortierungen und Teilhabemöglichkeiten definiert. Die Repräsentationsorte, -politiken und -inhalte sind jedoch in ständigem Wandel und umkämpfte Zonen. So ist scheinbar eine Veränderung gängiger Metanarrative, Selbstbeschreibungen und neue Akteurskonstellationen möglich geworden im Kontext migrantischer Selbsteinschreibungsprojekte, wissenschaftlicher Begriffsbildung, neoliberaler Politiken und Anforderungen sowie immer knapper werdenden Budgets der Institutionen. Die unter diesem Schwerpunkt versammelten Forschungsprojekte gehen den Kontexten, unterschiedlichen Akteuren, Politiken und Orten zur Repräsentation der Migration nach. mehr...